Auch un petit peu unser Präsident

Mai 16, 2007 by  

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Nicolas Sarkozy, so ein bisschen ist er auch unser Präsident. Kaum hatte er den Schlüssel für den Elysee-Palast in der Tasche, steigt er ins Flugzeug nach Berlin. „‚allo Angela, bon jour, ma chère.“ Haben Sie die Bilder gesehen? Wie die Beiden sich geherzt haben! Zwei Konservative auf der Brücke des Dickschiffs Europa, und sie haben sich ganz doll lieb.

Warum Angela Sarko mögen muss, erklärt Thomas Osterkorn, einer der beiden Chefredakteure des STERN, seinen Lesern so:

 „Sein Programm lässt die Herzen der Konservativen in Europa höher schlagen: Die Menschen sollen länger arbeiten; die Beamtenschaft soll reduziert, die Zahl der Minister fast halbiert werden. Sarkozy will Erbschafts- und Schenkungssteuer praktisch abschaffen, den Familiennachzug von Ausländern beschränken, jugendliche Wiederholungstäter wie Erwachsene bestrafen und an den Atomkraftwerken festhalten. Ansonsten ist sein Motto: Frankreich, Frankreich über alles ob es um EU oder Airbus geht, die eigenen nationalen Interessen gehen knallhart vor.“

Was Osterkorn nicht erwähnte: Sarkozy will in Frankreich das Mehl vom Baguette blasen. Gerhard Schröder, den die SPD mittlerweile schmerzlich vermißt, hat mit der Agenda 2010 für Merkels Erfolg das Fundament gelegt. Der Michel macht schon Dehnungsübungen für das Globalisierungs-Jogging, während Frankreichs Marianne noch bräsig auf dem Sofa hockt: Reformstau ohne Ende. Bei dem zackigen Tempo, das Sarko anschlägt, kann Angela wohl recht bald auf den Nachbarn im Westen verweisen: „Unsere französischen Nachbarn machen es uns doch vor, meine Damen und Herren!“

Was Angela außerdem noch super findet: Sie kriegt jetzt nicht mehr allein von Brüssel Klassenkeile, weil sie gegen den EU-Beitritt der Türkei ist. Sarko will das noch viel weniger als sie.

Der „neue Napoleon“ (Stern) ist auch un petit peu unser Präsident, weil der Kleine (165 cm) Präsident ein Großer ist. Er wird, auch wenn Thomas Osterkorn nicht an eine Sonderrolle der deutsch-französischen Beziehungen glaubt, genau diese Achse legen. Warum? Weil er es als Immigrant von ganz unten nach ganz oben geschafft hat und strategisch ziemlich schlau ist. Wenn zwei konservative Offiziere auf der Brücke der „MS Europa“ stehen, könnte die Brüsseler Gleichmacher-Kamarilla ein Problem haben, den bisherigen Kurs zu halten und an Deckshoheit verlieren. 

Angela und Sarko, das neue Power-Paar Schulter an Schulter – darüber wird auch Wladimir Putin ganz und gar nicht glücklich sein, der sowieso wegen der Abwehrraketen-Stationierung in Polen im Schmollskowinkel sitzt. Vielleicht auch deshalb wird Angela Merkel ihn beim EU-Russland-Gipfel am 18. Mai in Samara in Watte packen. Aus Rücksicht auf die russische Seele hat Angela als EU-Ratspräsidentin aus der Agenda so ziemlich alles ausgeklammert, was Putin noch mehr Schluckbeschwerden bereiten könnte.

Nachtrag, Donnerstag, 17. Mai: Bericht auf SPON über Sarkozys-Schmuse-Attacke

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