Streiken Piloten unsere LTU in den Sturzflug?

Juli 16, 2007 by  

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Hat gerade erst einen neuen Look erhalten – LTU-Flieger Airbus A 330 

Es ist schwer nachvollziehbar: Endlich war bei der LTU Ruhe eingekehrt. Der Sparkurs hatte Früchte getragen und die Übernahme durch Air Berlin malt die Zukunft rosig: Integration in einen starken Verbund, neue Flugzeuge, neue Destinationen.

Es könnte so schön sein – wenn es nicht ausgerechnet jetzt Querschüsse aus dem Cockpit gäbe. Noch während das Kartellamt die Übernahme durch Air Berlin kritisch prüft, spielt jetzt, taktisch geschickt, die Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ (VC) mit den Muskeln. Sie hat ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen, um ein neues Tarifangebot der LTU-Geschäftsführung zu erzwingen. Warnstreiks seien zwar nicht geplant aber eine Option. Die VC fordert im Wesentlichen sechs Prozent mehr sowie längere Ruhezeiten. Laut Rheinische Post von heute bezeichnet LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach die Forderungen als „inakzeptabel“.

Air Berlin gilt als gewerkschaftsfreie Zone. Insofern steht die jetzige Aktion in dem Geruch, (auch) auf Air Berlin-Chef Achim Hunold zu zielen. Der hat aus seiner Abneigung gegen Gewerkschaften nie einen Hehl gemacht und kommt seit Gründung seiner Airline ohne aus. Doch noch höhere Gehälter als bisher in den Cockpits der LTU – das wäre übler Ballast bei der Übernahme. Denn Hunold hat sich von der Übernahme der LTU eine Synergie von jährlich „70 bis 10 Millionen Euro“ versprochen, wie er anlässlich der Hauptversammlung im Mai in London erklärte. Bei Erfolg der LTU-Flieger wären womöglich Nachforderungen der Piloten bei Air Berlin programmiert. Zumal die VC nicht nur die LTU-„Streifenhörnchen“ (Branchenjargon für Piloten) mobilisieren sondern auch die der Air Berlin-Beteiligung dba einbeziehen will. Zuschlag satt bei zwei Beteiligungen und die Piloten der „Mutter-Airline“ gehen leer aus? Vielleicht liegt in diesem Dampfkessel-Szenario das Druckmittel der VC, um auch bei Air Berlin Fuß zu fassen.

LTU würde derzeit einen mehrtägigen Streik nicht überstehen. Am 9. Mai schrieb ich hier, als Kommentar zu einem Interview von Uwe Jens Ruhnau, WZ mit Jürgen Marbach: 

„Bis zu 1000 Euro monatlich erhalten die Piloten bei Air Berlin weniger. (…) Im Wettbewerb mit Ryan Air und anderen Wettbewerbern muss der Air Berlin-Verbund mit schlanken Kostenstrukturen fliegen, sonst ist nicht nur das Wachstum gefährdet sondern auch die Arbeitsplätze. Allen LTU-Mitarbeitern ist zu wünschen, dass die Kollegen im Cockpit den Gürtel ein wenig enger schnallen – im Interesse Aller.“

Das gilt heute immer noch. Wenn die Piloten streiken sollten, geht LTU in den Sturzflug.

 

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