Europas Baumpapst soll die Himmelgeister Kastanie retten

November 19, 2013 by  

Dr. Lothar Wessolly aus Stuttgart ist gewissermaßen Europas Baumpapst. Er hat Tausende von Bäumen begutachtet und gilt insbesondere als Kastanienspezialist. Die Rettung der berühmten Anne-Frank-Kastanie in Amsterdam geht auf sein Konto. Jetzt soll der Baumexperte auch unsere Himmelgeister Kastanie retten, ein Naturdenkmal, das die Bürger in der Rheinschleife und Besucher seit 150 Jahren erfreut.

Drei wesentliche Schritte sollen dazu beitragen, die Himmelgeister Kastanie noch möglichst lange zu erhalten. In einem verletzungsfreien Zugversuch wird zunächst über Spannungsänderungen im Holz die Belastungssicherheit des Baumes gemessen und dokumentiert. Anschließend kommen Baumkletterer zum Einsatz, die den Baum von Totholz befreien und sichern. Zuletzt wird er mit einem Wurzelpilz bestückt, der die Nährstoffaufnahme durch die Wurzeln verbessert. Dies sind die Ergebnisse eines Gutachtens, das Gründezernentin Helga Stulgies heute gemeinsam mit dem Stuttgarter Baumpapst vorlegte.

Das Naturdenkmal Himmelgeister Kastanie steht im Himmelgeister Rheinbogen. Mehr als 150 Jahre alt ist der imposante Baum, der mit seiner mächtigen Krone ein Wahrzeichen der Landschaft im Süden der Landeshauptstadt ist. Über viele Generationen schon haben sich die Menschen in Düsseldorf an der besonderen Schönheit dieses Baumes im Wechsel der Jahreszeiten erfreut. Die Zahl der Freunde und Unterstützer, zum Beispiel im Freundeskreis Himmelgeister Kastanie, ist groß.

In letzter Zeit macht der Rosskastanie laut den Fachleuten im Gartenamt das Alter in Verbindung mit Pilzbefall und die Kastanienminiermotte zu schaffen. Um dem Baum helfen zu können und die Verkehrssicherheit herzustellen, hat das Gartenamt nun den anerkannten Spezialisten zur Erhaltung alter Baumindividuen, Dr. Lothar Wessolly aus Stuttgart, hinzugezogen.

Das bereits abgestorbene Totholz wird behutsam durch Baumkletterer aus der Krone entfernt, damit niemand durch herabfallende Äste verletzt werden kann. Schon im letzten Jahr hat der Kastanie ein Baumkletterer abgestorbene Äste entfernt. Baumkletterer kommen immer dann zum Einsatz wenn Bäume an brenzligen Orten stehen und gepflegt werden müssen oder wie in diesem Fall, der Baum möglichst schonend bearbeitet werden muss. Die Baumspezialisten sind richtige Kletterkünstler. Sie dürfen sich bei der Arbeit keinen falschen Schritt oder falsche Handbewegung leisten. Ein besonderer Arbeitsplatz der neben den baumpflegerischen Kenntnissen auch Ruhe, Besonnenheit und körperliche Fitness erfordert. Die wichtigste Aufgabe der Kletterer erfolgt erst im Anschluss an den Pflegeschnitt. Die tonnenschweren, weit ausladenden Hauptäste der Kastanie müssen mit hochbelastbaren Kunststoffseilen gesichert werden. Dadurch wird ein Auseinanderbrechen der Baumkrone verhindert und sowohl der Baum als auch die Spaziergänger geschützt.

Zum Abschluss erfolgt noch die Ausbringung eines speziellen MykorrhizaPilzes. Als Mykorrhiza bezeichnet man die Symbiose zwischen Pilzen und Baumwurzeln. Der Pilz erhält vom Baum Kohlehydrate, die er selbst mangels Photosynthese nicht herstellen kann. Als Gegenleistung verbessert das feine Pilzgeflecht an den Wurzeln die Wasser- und Nährstoffaufnahme, so dass der Baum besser versorgt wird. Gerade bei alten Bäumen haben Baumfachleute damit gute Erfahrungen gemacht.

„Die Zusammenarbeit mit Dr. Lothar Wessolly wird fortgesetzt. Das Gartenamt wird den Baum beobachten und in enger Absprache mit dem Baumsachverständigen pflegen. Die Hoffnung ist groß, dass die Kastanie noch lange das Landschaftsbild in Himmelgeist prägen wird“, erklärte Gründezernentin Helga Stulgies.

Die Himmelgeister Kastanie ist eine prächtige, in freier Flur des Himmelgeister Rheinbogens stehende Rosskastanie. Ihre charakteristische ausladende Baumkrone präsentiert sich dem Betrachter schon von weitem. Der mächtige Stamm teilt sich bereits in wenigen Metern Höhe in mehrere starke Seitenarme, die von Frühjahr bis Herbst mit einem dichten Blattwerk bedeckt sind. Als einziger Baum mit einer eigenen Postadresse beweist er eindrucksvoll seine innige Beziehung zu seiner großen Fangemeinde. 

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