Hickhack um Heine-Preis für Handke

Mai 26, 2006 by  

Peter Handke.jpg 

 Peter Handke 

Der Dichter Peter Handke bekommt Düsseldorfs Heine-Preis, dotiert mit 50.000 Euro Steuergeldern. Die Nachricht war Auftakt für einen heftigen Hickhack in den Feuilletons – und nicht nur dort. Denn erst vor wenigen Tagen war das Handke-Drama „Das Spiel vom Fragen oder die Reise in das sonore Land“ in Paris abgesetzt worden. Begründung: Handkes Auftritt bei der Beerdigung des serbischen Schlächters Milosevic, dem der österreichische Dichter demonstrativ die Stange gehalten hatte. Jenem Slobodan Milosevic , der sich wegen Völkermordes vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal zu verantworten hatte und durch Ableben einer Verurteilung entkam. Die Rheinische Post verbreitete ihre kritische Story darüber sogar kostenpflichtig über News Aktuell, den Infoservice der dpa. Im Tagesspiegel, im Kölner Stadtanzeiger, bei Spiegel Online, in der FAZ und in vielen weiteren Medien europaweit, wurde die Wahl thematisiert. Die Frankfurter Rundschau zitiert den Intendanten der Comédie Française, Marcel Bazonnet, der das Handke-Stück abgesetzt hatte, übrigens mit den Worten: „Die Meinungsfreiheit zwingt keinen Theaterdirektor, kriminellen Ideologien Raum zu geben, die der Demokratie und den Menschenrechten zuwider laufen.“ Auf die Seite Handkes geschlagen haben sich die österreichische Skandalnudel und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (bekam unseren Heine-Preis 2002)  und Intendant Claus Peymann. Der wird im Februar 2007 in Berlin das Handke-Stück „Die Spur der Verirrten“ uraufführen lassen. Als die Jelinek, die immer wieder aus mir völlig unverständlichen Gründen von einem Kultur-Kartell, das nicht das meine ist, auf’s Podest gestellt wird, den Nobelpreis erhielt, war dies von Peymann und Handke bejubelt worden. Jetzt jubelt Jelinek halt zurück. Die FAZ sah die Nobelpreis-Verleihung an die österreichische Fäkalsprachen-Liebhaberin Jelinek übrigens dankenswerterweise als Skandal. Der jetzige Hickhack um Handke hätte Heinrich Heine vermutlich sehr gefallen. Aber die Entscheidung für Handke? Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion ist es wirklich lustig, dass es in dieser Stadt Leute gab, die sich darüber erregten, als der Heine-Kreis um den rührigen Karl-Heinz Theisen einen Heine-Preis für Zivilcourage (ging an Walter Kempowski) ankündigte. Er könne doch mit dem großen Heine-Preis verwechselt werden. Die offizielle Pressemitteilung der Stadt Düsseldorf zum Heine-Preis sowie die Namen der Jury-Mitglieder finden Sie hier.

Kommentare

One Response to “Hickhack um Heine-Preis für Handke”

  1. Georg Burkard on Februar 6th, 2007 18:22

    Der Autor ist leider sehr dogmatisch. Ein Dichter muss in allen großen Fragen mit der Mehrheit ins Bett gehen. Warum ist es scheinbar nicht möglich die großen Leistungen der Kritisierten zu würdigen und nicht das , was in der Vergangenheit einem nicht passte, wieder und wieder aufzukochen.Irgendwie denke ich an Leberwürste, beleidigte.

    G. Burkard Schildow