Architekt Walter Brune bezeichnet Käufer seiner Kö-Galerie als „Raubritter“

Oktober 27, 2006 by  

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Kö-Galerie 

Architekt Walter Brune am 26. Juli in BILD Düsseldorf zum Verkauf der Kö-Galerie: „Das hat mir weh getan, denn die Kö-Galerie ist mein Lebenswerk. Aber der Ratsbeschluß, die Bilker Arcaden zu bauen, gab den Ausschlag dafür. Ich fürchte, daß der Einzelhandel in der ganzen City aus den Fugen gerät, auch Schadowstraße und Kö betrifft. Das wollte ich mir nicht mehr antun“.

Jetzt hat Walter Brune ein Buch herausgegeben, in dem er vor Firmen warnt, die das tun, womit er bislang Geld verdient hat. Brune hat an Merril Lynch und den Shopping-Center-Riesen ECE seine großen Handels-Immobilien verkauft – maßgeblich das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim und die Kö-Galerie sowie Objekte in Krefeld und Köln. Die Branche schätzt den Erlös auf 750 Millionen Euro.

Brune hat zweifelsfrei Verdienste – die Kö-Galerie war zu ihrer Bauzeit ein Trendsetter, die Schadow-Arkaden sind ein Glücksfall für die Innenstadt und er hat auch manches für die Kultur getan. Sein Sündenfall war allerdings der Bau des Rhein-Ruhr-Zentrums in Mülheim an der Ruhr – ein weitaus überdimensioniertes Shopping Center. „Ja“, sagt Brune heute,

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Mega-Shopping Center Rhein-Ruhr-Zentrum

das wirft man mir natürlich vor“. Möglicherweise hat er sich jetzt vom Saulus zum Paulus gewandelt. Dies wäre eine Erklärung dafür, dass er jetzt, allerdings mit gutem Timing (drei Monate nach dem Verkauf seiner Immobilien an ECE), eben dieser ECE in seinem Buch kräftig in die Hacken tritt. Die aktuelle „Immobilien Zeitung“: „Brune hatte in seinem neuen Buch „Angriff auf die City“ Großinvestoren wie die ECE des Raubrittertums bezichtigt, weil es ihnen nur darum gehe, so viel Umsatz wie irgend möglich aus dem vorhandenen Einzelhandel abzuziehen und in die Geschäfte des neuen Centers zu holen“. Ein ECE-Sprecher kommentierte süffisant: „Wir dachten, nachdem er uns vier seiner Objekte verkauft hat, hätte sich seine Meinung über uns gebessert“.

Dem Planer und Bauherrn der Arcaden in Bilk, der Essener mfi AG, wirft Brune weiterhin unter Angabe bestrittener Zahlen vor, überdimensioniert zu bauen und prophezeit, der Schadowstraße werde ein Drittel des Umsatzes wegbrechen.

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Walter Brune – Foto: rp-online/Falk Janning

Auszug aus dem aktuellen Interview mit der Immobilien Zeitung:

Immobilien Zeitung: Was allerdings merkwürdig ist: Einerseits lassen Sie kein gutes Haar an den Aktivitäten der ECE, andererseits haben Sie im Juli selbst vier ihrer Einkaufszentren an ein Joint Venture aus Merrill Lynch und ECE verkauft.

Brune: Als ich bekannt gemacht habe, dass ich verkaufen will, standen direkt eine Menge Investoren vor der Tür. Das waren aber alles „Heuschrecken“. Ich habe mir zwar die Mühe gemacht, mit den ersten zehn zu verhandeln, habe aber bald festgestellt, dass das keinen Sinn hat und nicht zu verantworten wäre.

Immobilien Zeitung: Was war das Hauptproblem?

Brune: Dass diese Investoren meine Galerien alle nur kurzfristig gehalten und dann weiterverkauft hätten. Aber Einzelhandelsimmobilien müssen professionell gemanagt werden, damit sie nicht an Wert verlieren. Hinter den vier Objekten, die ich verkauft habe, stehen immerhin 650 Mietverträge, die gemanagt werden müssen und darauf ist die ECE eben wie kein anderer spezialisiert.

Darf man daraus den Schluss ziehen, dass die ECE ein verantwortungsvoll agierendes Unternehmen ist? Und gilt das vielleicht auch für den Arcaden-Planer mfi?

Kommentare

3 Responses to “Architekt Walter Brune bezeichnet Käufer seiner Kö-Galerie als „Raubritter“”

  1. BD-Architekten Regensburg on Juni 3rd, 2007 13:14

    Endlich mal einer auf den gehört wird, wenn er kritisiert, dass die Städteplaner mit ihren überdimensionierten Einkaufstempeln die Stadtbilder zerstören. Mit dem Einzelhandel verschwindet leider auch das Handwerk aus den Stadtzentren und die Städte ähneln sich immer mehr, d.h. sie verlieren an eigenem Charakter und Flair. Gut dass Brune selbst aus der Branche stammt, so wird er wenigstens gehört, wenn er was sagt!

  2. Stadtplaner on Juli 26th, 2007 06:57

    Also mit ‚Städteplanern‘ hat diese Entwicklung wohl wenig zu tun… Das liegt einzig und alleine an der Gesetzgebung bzw. der Politik, die dies zulässt. Freies Land, freie Wirtschaft, freier Profit. So ist es halt und das ist nicht immer nur schön. Wenn es uns Bürgern mehr wert wäre, die Innenstädte zu erhalten, würde es vielleicht auch mehr Widerstand geben??? Aber vielleicht wollen viele ja in Shoppingmalls einkaufen?

  3. Inge Chakravarty-Peters on Juli 24th, 2009 21:57

    Vor ungefähr 45 Jahre habe ich die drei Kinder von der fam. Brune für kurze Zeit betreut.
    Düsseldorf hat für mich viel bedeutet in der Zeit. Heute war ich auf eine art von ‚memory tour‘ zurück in Düsseldorf. Auch in der Flingerstrasse woh ich auch noch eine Zeit gearbeited habe. Die Konditorei von Buschmann war nicht mehr da. Dort gibt es jetzt ein Filial von H & M. Eigentlich die ganze Strasse könnte genau so gut hier in Holland sein. Fast die selben Geschäfte gibt es nun in die Düsseldorfer Flingerstrasse die man auch in die meisten Städter in ganz Europa sieht. Macht das eine Stadt Schöner? NEIN. Es verliert sein Gesicht und sein eigenes Karakter. Als währen sie alle von den gleichen cosmetischen Chirurgen unter behandlung genommen sind. Schade., schade, schade!