DRK-Jugend wirbt für Kopftuch in der Schule – in Düsseldorfs Uni wird das „Schamtuch“ Freitagnachmittag diskutiert

Januar 22, 2009 by  

Wer gedacht hatte, Aufgabe des Deutschen Roten Kreuzes sei es, Blutspenden zu organisieren und soziale Dienste zu erbringen, mag sich bei diesem Motiv wundern: Das Jugendrotkreuz stellt eine Schülerin mit Kopftuch in den Mittelpunkt einer Kampagne. Details siehe hier: www.deine-staerken.org. Hier erfährt man, dass unsere ganz und gar nicht christdemokratische Familienministerin und Gender Mainstreaming-Förderin Ursula von der Leyen zu den Unterstützern gehört.

„Aufklären statt verschleiern – Islam in Deutschland – Kopftuchfreie Schulen, auch für Schülerinnen“, das ist das Motto einer großen Podiumsdiskussion, die am Freitag, dem 30. Januar, 16 Uhr,  in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Hörsaal 3E Gebäude 23.21 über die Bühne geht.

Veranstalter sind: der Zentralrat der Ex-Muslime, Kritische Islamkonferenz, Hintergrund-Verlag, Children First Now, I.so.L.De

Die prominenten Diskutanten:

  • Mina Ahadi, die exil-iranische Menschenrechts-Aktivistin und Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, den sie gegründet hat
  • Autor Ralph Giordano
  • Emel Zeynelabidin (hat nach 30 Jahren das Kopftuch abgelegt)
  • Gabi Schmid, Sozialpädagogin in der Lern- und Sprachförderun (ging wegen der Untersagung des Kopftuchverbots an der Düsseldorfer Anne-Frank-Realschule mit einer Petition an den Landtag)
  • Sonja Fatma Bläser (Autorin von Hennamond, in der Migrantenberatung tätig)
  • Collin Schubert, Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e.V.

Die Tänzerin Parvaneh Hamidi, gebürtige Perserin, einst Schah-Gegnerin, nach Deutschland geflohen und jetzt hierzulande als Kabarettistin unterwegs, setzt das Thema Kopftuch künstlerisch um. Dr. Michael Schmidt-Salomon (Giordano Bruno Stiftung) moderiert. Der Eintritt kostet 10 Euro.

Gabi Schmidt teilt dazu mit: „Ob Lehrerinnen an öffentlichen Schulen Kopftuch tragen dürfen oder nicht, wird hierzulande seit einigen Jahren immer wieder heftig diskutiert. Einige Bundesländer verbieten Lehrerinnen, ihr Haar im Schulgebäude und bei Schulveranstaltungen zu bedecken, während Schülerinnen bisher grundsätzlich Kopftuch tragen können. Es gibt aber seit mehreren Jahren auch Schulen, die sich in der Schulkonferenz dafür entschieden haben, in ihrer Schulordnung für ein gänzlich kopftuchfreies Klassenzimmer zu plädieren , in dem Lehrerinnen und Schülerinnen auf eine Verschleierung verzichten.
Diese durch demokratischen Mehrheitsbeschluss gefassten Entscheidungen wurden vom Lehrerkollegium, den Schülern wie auch von den Eltern mitgetragen und auch in der Öffentlichkeit offensichtlich akzeptiert. Erst der Elternbrief eines Schulleiters, der seiner Schule ebenfalls das Profil einer gänzlich kopftuchfreien Schule geben wollte, löste eine hitzige, kontroverse Diskussion aus .

Eine Vielzahl von Presseartikeln, die sich daraufhin mit dem Vorhaben des Direktors befassten, die Stellungnahme des Schulministeriums und die Handlungsweise der Bezirksregierung Düsseldorf führten in der Öffentlichkeit zu einem unvollständigen und einseitigen Gesamteindruck, der dem integrationsrelevanten und pädagogisch bedeutsamen Thema nicht gerecht wird .

Schulleiter, die das Konzept des gänzlich kopftuchfreien Klassenzimmers seit mehreren Jahren praktizieren, wurden als wirklichkeitsfremd oder gar als fremdenfeindlich bzw. als Gegner des Grundgesetzes dargestellt . Die pädagogischen Gründe dieser erfahrenen Lehrer das Kopftuch in der Schule abzulehnen fanden keine Berücksichtigung. Nach Argumenten von Kopftuchkritikern suchten Zeitungsleser vergeblich, verfassungsrechtliche Bedenken, die in einigen Bundesländern immerhin zum Verbot des Kopftuchs für Lehrerinnen führten, existierten bezüglich des Kinderkopftuchs für die Presse, die Schulaufsichtsbehörde (Bezirksregierung) und das Schulministerium nicht.

Völlig ignoriert wurden Fragen des Kindeswohls und der Grundrechte der jungen Menschen. Nicht alle Mädchen tragen den Schleier freiwillig. Schülerinnen und Schüler in einer Klassengemeinschaft sind unabhängig von Geschlecht, Religion oder Nichtreligion dem Erscheinungsbild ihrer verschleierten Klassenkameradinnen ausgesetzt. Sie können sich einer möglichen Wirkung und Beeinflussung durch das ’Schamtuch’ (Feridun Zaimoğlu) ebenso wenig entziehen wie sie dem Eindruck eines Lehrerinnenkopftuchs ausweichen können.

Wenn überhaupt, wurden ausschließlich verschleierte Schülerinnen von den Reporterinnen und Reportern interviewt. Dass der textile Konfliktstoff auch unverschleierte Musliminnen, Klassenkameradinnen einer anderen Religion oder Atheistinnen nicht kalt lässt und gerade auch männliche Jugendliche jeder Religion bzw. Nichtreligion sich mit den Folgen der Verschleierung auseinandersetzen müssen, schien den Journalisten wohl ihrerseits als ’weltfremd’. Die Zeitungsartikel verunsicherten die Bürger. Für die Öffentlichkeit scheint erheblicher Diskussionsbedarf zu bestehen.

Daher laden wir zu einer Nachmittagsveranstaltung ein, die darauf hinzielt, das pädagogische und auch politische Konzept gänzlich kopftuchfreier Erziehungs- und Bildungseinrichtungen einer breiten, heterogenen Öffentlichkeit näher zu bringen. Die Vorträge der Referentinnen und Referenten sollen die Möglichkeit bieten, das Kopftuch, speziell das Kinderkopftuch in Schulen und Klassenzimmern in all seinen facettenreichen integrationspolitischen, schulrechtlichen, kinderrechtlichen / frauenrechtlichen und pädagogischen Aspekten objektiv zu beleuchten.

Bei der Podiumsdiskussion mit bekannten Kopftuchkritikerinnen wie der Vorsitzenden des Zentralrats der Ex-Muslime Mina Ahadi, Emel Zeynelabidin, der Tochter eines der Gründer von Milli Görüş sowie der Sozialpädagogin Gabi Schmidt, Vereinsvorsitzende des in der Sprach- Lernförderung tätigen gemeinnützigen Vereins I.so.L.De und Mitinitiatorin dieser Veranstaltung ist eine gute Gelegenheit, Fragen zu klären, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen und kontrovers zu diskutieren.
Gabi Schmidt
i.so.l.de@gmx.de

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