Brief Heinrich Heines für 26.000 Euro ersteigert – Dichter beschreibt Ehefrau als „engelgut“ und „zänkisch“

Juli 6, 2011 by  

Das Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut hat bei einer Auktion in Berlin für 26.000 Euro einen Brief  Heinrich Heines aus Paris an seine Schwester Charlotte in Hamburg ersteigert.  Die Heine-Gesellschaft hat den Ankauf mit einem Betrag von 20.000 Euro überwiegend fianziert.

Weit über 60 Prozent aller bekannten Heine-Originalhandschriften Heines befinden sich inzwischen im Besitz des Düsseldorfer Kulturinstitutes.
Der kleine Brief, den Heine seiner Schwester Charlotte am 23. Juni 1842 aus Paris schreibt, zeugt von der engen Vertrautheit der beiden Geschwister. Bereits elf Jahre ist es zu diesem Zeitpunkt her, dass Heine Deutschland verlassen hat und erst im darauffolgenden Jahr wird er zum ersten Mal wieder nach Deutschland zurückkehren und seine Familie in Hamburg besuchen.

Ein Jahr zuvor, 1841, hatte Heine geheiratet, und so ist seine Frau Mathilde, über die Heine hier sehr freimütig spricht, der Familie noch nicht bekannt. Der Brief ist daher in mehrfacher Beziehung ein sehr schönes privates Familienzeugnis. Der Brieftext war bereits bekannt und ist ediert.

Interessant ist die Herkunft des Briefes: Dina Vierny (1919-2009), die berühmte Vorbesitzerin, war „Modell und Muse“ von Aristide Maillol, dessen „Harmonie“-Statue im Düsseldorfer Hofgarten als Heine-Denkmal fungiert. Hier
Heines Brief an seine Schwester Charlotte, die mit dem Hamburger Kaufmann Moritz Embden verheiratet war, in nahezu ungekürztem Wortlaut:

Liebe gute Schwester,
Ich habe Dir noch zu danken für Deinen lieben niedlichen und geistreichen
Brief. Du bist eine ganz prächtige Person – Du weißt ich mache
selten Complimente – aber Du, liebes Lottchen, verdientest eine ganze
Ladung Schmeichelworte. Schreib mir oft, Du weißt gar nicht wie sehr
Du mich erheiterst u. erquickst – Du schreibst allerliebst. – Ich bin neugierig,
ob Deine älteste Soch* Dir nachschlägt. Hat sie vielleicht das
Sanfte von der Großmutter?
Meine Frau* läßt Dich grüßen. Die würde Dir gefallen, wenn Du sie sähest.
Eine engelgute, grundehrliche Seele, durch und durch großmüthig
und nobel, aber wild und launig, mitunter auch quälerisch und zänkisch
– was jedoch immer noch erträglich, da sie dabey sehr hübsch und graziöse
bleibt … Ich brauche jetzt die Wasserkur – ob sie mir helfen wird,
weiß Gott!
Dein getreuer Bruder
H. Heine

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