Französische Jazz Night in der Tonhalle

Februar 2, 2023 by  

 

Vive la France: preisgekrönte französische Jazzstars mit eigenen Bands und mit Duo-Programm bei den JazzNights in den schönsten Konzertsälen der Republik. Auftakt: 28. April in der Tonhalle Düsseldorf. Ticket-Hinweis am Fuß des Textes.

Kaum eine europäische Jazznation kann so viele international erfolgreiche Musiker*innen
vorweisen wie Frankreich. Der Akkordeonist Vincent Peirani und der Saxophonist Émile
Parisien sind dabei die aktuellen Protagonisten einer Szene, deren ruhmreiche Vorfahren
etwa Django Reinhardt, Stéphane Grappelli, Jean-Luc Ponty oder Michel Petrucciani heißen.

Schon im Duo ›Abrazo‹ überragend, präsentieren diese beiden Virtuosen um die Vierzig jetzt
im Rahmen einiger JazzNights neben diesem umarmenden Zweier-Programm auch ihre
aktuellen eigenen Bands – Peiranis düster-druckvolles Trio mit dem Programm von ›Jokers‹
und Parisiens im besten Sinne eklektisches und elektrisches Sextett mit ›Louise‹.
Das i-Tüpfelchen setzt diesem Konzerterlebnis ein gemeinsamer Auftritt aller neun
Mitspieler auf, deren Namen den hervorragenden weltweiten Ruf der beiden Leader
untermauern und nebenbei zeigt, wie offen die europäische Szene in jegliche stilistische
Richtung ist. Vive la France, united we stand.

Seit gut einem Jahrzehnt mischen Vincent Peirani und Émile Parisien die Jazzwelt auf. Zuerst
die französische, bald darauf die europäische. Inzwischen sind die beiden vielfach
preisgekrönten Instrumentalisten auch in den USA bekannt und beliebt, haben mit Kollegen
wie Wynton Marsalis, Christian McBride, Johnny Griffin oder Bobby Hutcherson gespielt. In
Deutschland haben sie sich, neben Aufnahmen und Auftritten mit Joachim Kühn oder
Michael Wollny, längst als »das französische Spitzen-Duo« (3sat Kulturzeit) hervorgetan.
Obwohl sie eng befreundet sind und schon in etlichen gemeinsamen Ensembles oder dem
Duo ›Abrazo‹ für Furore sorgten, hegen und pflegen die beiden auch ihre individuellen
Musikerpersönlichkeiten.

Der »Spezialist des fabulierenden Sopransaxofons« (Jazz thing), laut Deutschlandfunk »expressiv und
vielgestaltig«, hat gerade ein Album mit Eigenkompositionen vorgelegt, die sich um das Werk der französisch-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois ranken. Aufgenommen wurde das energisch elektronische ›Louise‹, eben als »Editor’s Pick« im britischen Magazin ›Jazzwise‹ gelobt, im Juni
letzten Jahres mit seinem Sextett mit dem amerikanischen Trompeter Theo Croker, dem
italienischen Pianisten Roberto Negro, dem französischen Gitarristen Manu Codija und einer
amerikanischen Rhythmusgruppe mit Joe Martin am Bass und Nasheet Waits am Schlagzeug
– genau der Band also, mit der Émile Parisien jetzt auch auf ›JazzNights‹-Tour geht.

Eine »Tour de Force der Jazz Vergangenheit« nennt Stuart Nicholson das Album in seiner 4-
Sterne-Rezension und erkennt Anklänge an Second Line Rhythmen aus New Orleans, an
Bebop und sogar Jazz Rock. Einen Rundumschlag ganz anderer Art präsentiert Vincent
Peirani mit seinem neuen Album ›Jokers‹. Eingespielt im Trio mit dem italienischen
Gitarristen Frederico Casagrande und dem israelischen Schlagzeuger Ziv Ravitz imaginieren
die neun neuen Stücke genau das, was schon der Eröffnungstrack ankündigt: »This Is The
New Shit«. Indie-Jazz? Soundtrack-Fusion? Bedroom-Prog? Jedenfalls zeigen hier
leinwandbreite E-Gitarren-Riffs, rockende Beats und dieses wandel- und wunderbare
Akkordeon den Weg in schöne neue Jazz-Dimensionen. Sie sind dabei weder Witzbolde noch
düstere Comic-Bösewichte, sondern die alles schlagenden Spielkarten des ›Jokers‹, flexibel
einsetzbar, je nach Bedarf Leiter oder Begleiter.

Die JazzNights mit Vincent Peirani, Émile Parisien und ihren respektiven Gruppen bieten also
nicht mehr oder weniger als einen Einblick in Tradition und Zukunft des Jazz – back to the
future, wenn man so will. Die Energie und Eleganz, die die beiden Franzosen und ihre
kongenialen kosmopolitischen Mitstreiter dabei an den Tag legen, versprechen
Konzertnächte von allerhöchster Qualität und größtmöglicher kreativer Freiheit. Kein
Wunder: schließlich stammt auch die Freiheitsstatue, einst Symbol amerikanischer und
weltweiter Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, ursprünglich aus Frankreich.

Tickets: 040 413 22 60 // kj.de // tickets@kj.de

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