Tour de Menu – ein wenig Mehr an Esskultur kann nicht schaden

März 28, 2006 by  

Zum siebten Mal ging jetzt in Düsseldorf die „Tour de Menu“ über die Bühne. Auch wenn sich nun nicht gerade die „besten 50 Restaurants“ beteiligt hatten, versuchten viele der guten Gourmetadressen der Landeshauptstadt und auch einige interessante Namen der engeren Umgebung den Gästen das „Menu“ (wieder) näher zu bringen. Wenn man – wie die Autorin halb in Deutschland und halb in Frankreich lebt, vermisst man bei uns die schöne Sitte, ein abgerundetes Mahl aus  zumindest  Vorspeise, Hauptgang und leichtem Nachtisch angeboten zu bekommen, ohne dafür wesentlich tiefer in die Tasche greifen zu müssen, als für ein Schnitzel mit Pommes und abgestandenem Salat.

Was schreckt uns eigentlich vor dem Menu ab? Die vermeintliche „Kalorienmenge“ kann es kaum sein – sie ist kaum größer als bei einem dicken deutschen „Tellergericht“ Oder ist es die Zeit, die man glaubt nicht zu haben, um drei Gänge abzuessen? Klingt „Menu“ zu angeberisch? Darf man nicht essen um daran Freude zu finden? Reicht es, satt zu werden? Oder sind Menus nur so selten auf der Karte zu finden, weil die Nachfrage nicht da ist und fehlt dann die Nachfrage, weil das gute Angebot fehlt? In Frankreich fragen nach einer kürzlichen Erhebung immer noch gut zwei Drittel aller Restaurantbesucher nach dem „Menu“, auch wenn es mittags schnell gehen muss.

Wir wollen ja nicht zwölf bis 15 Gängen fürstlicher Veranstaltungen vergangener Zeit das Wort reden, aber ein wenig Mehr an Esskultur kann doch eigentlich nicht schaden. Ohnehin hat es eine kreative und hochwertige Küche bei uns nicht leicht: sie muss sich mit viel Idealismus behaupten zwischen Big Macs, dem Italiener oder Griechen auf der einen Seite und den oft subventionierten und dennoch weitgehend nur mit Spesenkonto erträglichen Hohepriestern der Kochkunst.

Nun, et iss wie et iss – hier war et fast immer richtig lecker in dem knappen Dutzend Restaurants, die ich in den letzten drei Wochen von den gut 50 Angeboten im Tour de Menu-Führer von Düsseldorfs ideenreicher RheinLust-Chefin Gabriela Picariello erstmals besucht habe. Manche können damit rechnen, dass ich zum Stammgast werde.

Mehrfach war ich übrigens auch alleine essen gegangen, wozu ich im Allgemeinen wenig Lust habe. Doch das Angebot für Einzelesser – „Meet and Eat“ mit vorbereiteten Tischen für Singles – in einigen der an der Tour teilnehmenden Restaurants hat mir Spaß gemacht. Nicht unbedingt als Ersatz für „parship“ oder Bekanntschaftsanzeigen in der „Zeit“ sondern einfach um einen Abend mit „neuen Freunden“ zu verbringen, die auch Interesse an gutem Essen haben.

Kommentare

One Response to “Tour de Menu – ein wenig Mehr an Esskultur kann nicht schaden”

  1. Röhl on März 28th, 2006 17:20

    Ist das die Kneipe, wo wir das letzte Mal waren??