Das Olympische Feuer als Fanal für die Freiheit – Sportsgeist trifft auf Wirtschafts- und Machtpolitik

April 10, 2008 by  

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Chinafreundlicher Demonstrant in San Francisco 

Das Olympische Feuer – gedacht als Beitrag zur Völkerverständigung, als Friedensbotschaft an die Völker der Welt. Doch in diesem Olympiajahr wird das Feuer zum Fanal für Freiheit in Tibet. Nach den massiven Protesten in London und Paris wurde die Fackel gestern in San Francisco mehr oder minder versteckt.

Im Olympiajahr 2008 prallt Sportsgeist auf Wirtschafts- und Machtpolitik.

Publikumswirksam fordert Präsidentschaftsbewerber Barack Obama jetzt, die Eröffnungsveranstaltung der Spiele zu boykottieren, was Hans-Gert Pöttering, der CDU Mann an der Spitze des EU-Parlaments, den EU-Regierungen auch bereits nahelegte. Dazu zwei Bemerkungen:

1.) Was in Europa vielleicht noch ohne größere Flurschäden möglich wäre, China die Stirn zu zeigen, wäre für die USA eine Unmöglichkeit. Die wirtschaftliche Verflechtung der Großmächte läßt hitzige Empörungsrituale nicht zu. Die USA und China sind wirtschaftlich derartig voneinander abhängig, dass ein politischer Affront das Verhältnis auf lange Sicht problematisieren würde. Die USA hängen am chinesischen Tropf, wer geht da mit der Schere ran!

2.) China ist in einer sehr problematischen Situation, die zu der in der Sowjetunion kurz vor dem Zerfall gewisse Parallelen hat. Würde der harte Griff auf die Kontrollsphäre gelockert, brächen Teile weg. Zunächst Tibet, dann womöglich Ost-Turkestan, das Gebiet der Uiguren, die schon lange nach Unabhängigkeit streben.

Die harte Reaktion Beijings auf die Gründung des Kosovo hat gezeigt, was China von wachsenden Unabhängigkeitsbestrebungen ethnischer Gruppen hält.

Die offizielle Haltung der chinesischen Staatsführung läßt für Verhandlungen nur wenig Raum. Wer Maximalforderungen stellt oder in diesem für China so wichtigen Jahr populistisch dazwischenblökt, schadet der Sache der Tibeter. Die Chinesen hassen Gesichtsverlust, reagieren nicht rational und sie haben ein gutes Gedächtnis.

Nachtrag: Der Dalai Lama ist ein kluger Mann – er verurteilt die Proteste gegen den Fackellauf – siehe Spiegel Online.

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