Immobilien-Dialog Stadtsparkasse und JLL: Neuer Trend bei Büros – Klein statt mein, ein Tisch, ein Stuhl und WLAN –  Interaktion und Kommunikation sind Trumpf

Oktober 29, 2019

Immobilien-Experte Marcel Abel, Rhein-Ruhr-Statthalter des weltgrößten Immobilien-Dienstleisters JLL (ca. 16. Mrd. EUR Umsatz) sieht den Büromarkt in einem tiefgreifenden Wandel. Bei einem Immobiliendialog mit der Stadtsparkasse Düsseldorf skizzierte er einen neuen starken Trend: den der gemeinschaftlich genutzten Arbeitsplätze.

Tisch und Stuhl statt Büro

Eigenes Büro? Wozu? Vielen Arbeitnehmern heute reichen WLAN, ein Stuhl und ein Tisch, auf dem sie ihren Laptop aufklappen können. Du mietest den Stuhl für weniger als 100 Euro, machst deinen Job und kannst dich noch mit Menschen um dich herum austauschen. “Tolles Design, faire Preise, zentrale Lage“ wirbt der größte Anbieter sogenannter „Coworking Spaces“ in Düsseldorf, das Unternehmen „WeWork“.

Abels Unternehmen hat in Düsseldorf in diesem Jahr bereits 407.000 qm Büroflächen vermarktet hat (ein Plus von 23 % zu 2018). Über die positive Entwicklung – Neugeschäft im Umfang von 700 Mio. Euro letztes Jahr – freut sich auch Volker Kluitmann, Direktor des Geschäftsbereichs Immobilienkunden bei der Stadtsparkasse.

Doch innerhalb des Immobiliensektors brummt besonders das gemeinschaftlich genutzte Büros als „neue Assetklasse“ (Abel). Er unterscheidet zwischen

  • Business Center (wie z.B. Regus)
  • Coworking Spaces zumeist lokaler Anbieter und
  • Hybridmodellen (Kombi Privatbüros und offene Arbeitsbereiche)

Letztere Gattung kommt deutschlandweit bereits auf ein Angebot von 650.000 qm.

13.000 Coworking Arbeitsplätze

Unter den großen Mietern, an die JLL dieses Jahr Immobilien in Düsseldorf vermittelte, ist WeWork mit 20.300 qm in den einstigen Räumen der WestLB bereits die Nr. 3. Platz 1 belegt das Medienunternehmen WPP (34.100 qm), die Unternehmensberater von PWC liegen mit 23.800 qm auf Platz 2.

Die flexiblen Büroangebote in Düsseldorf werden sich laut Abel in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr etwa verdoppeln, schon zum Ende des 3. Quartals wurden 13.000 dieser Coworking-Arbeitsplätze geschaffen.

Bis 2030, schätzt der JLL-Mann, „werden weltweit 20-30 % der Bürobestände Flexible Office Spaces sein.“

Raphael Gielgen, Trendscout bei dem JLL-Kooperationspartner Vitra, einem Spezialisten für hochwertige Büroausstattung, schaut sich jährlich weltweit Hunderte von Unternehmen an und schildert den Wandel drastisch. Die heutige Büroarchitektur entspreche in keiner Weise den Anforderungen, sie sei „stellenweise menschenunwürdig“. Die neue Bürowelt müsse durchlässig sein, zu Interaktion und Kommunikation anregen und faktisch wie ein „Day Spa“ wirken, zur Gesundheit der Mitarbeiter beitragen und nicht wie bislang häufig, Menschen krank machen. Auch die Lobbys großer Unternehmen müssten sich öffnen. Als gelungenes Beispiel nennt er Yahoo in Tokio, wo Arbeitsplätze in der Lobby Menschen der Stadt einladen.

Derzeit werde eine Architektur der Arbeit angeboten, statt einer Architektur der Teilhabe, glaubt JLL-Mann Abel. In dem Zuge müsse auch die Stadt neu gedacht werden, müsse deutlich ökofreundlicher werden  – Lob an Architekt Ingenhoven in diesem Zusammenhang. Abel glaubt: „Wir brauchen einen neuen Masterplan Infrastruktur in Düsseldorf.“