Karl-Theodor von und zu Guttenberg – der deutsche Kennedy verzaubert die Damen und beeindruckt die Manager beim Ständehaus-Treff

September 1, 2010 by  

Tags zuvor trug er Stahlhelm, in Afghanistan, nicht in einem halbwegs sicheren deutschen Stützpunkt sondern an der Front:  „K.T.“ , der erste Verteidigungsminister der sich traut – und dem man alles zutraut, auch Kanzler.

K.T., gerade mal 38 Jahre alt, Top-Elternhaus, Disziplin gelernt, Bildung getankt, beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben. Doch das allein macht den Mann nicht aus, der sich am Montag beim Düsseldorfer Ständehaus-Treff von Signa Funds präsentierte.

Es gibt Menschen, die haben ein raumgreifendes Charisma. Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg ist so einer. Die Geräuschkulisse der 500 Spitzengäste verebbt, als habe jemand an einem Regler gedreht, als er mit seinen vier Bodyguards die ersten Schritte in den Saal macht. Man hat hier Gerhard Schröder und Angela Merkel und andere mehr gesehen, doch man meint sich zu erinnern, dass bei den Herrschaften weniger gespannte Erwartung im Spiel war. Den Freiherrn aus Bayern umweht der Hauch eines Kennedy: ein Blitzgescheiter aus bestem Stall mit Stil und geschliffener Rhetorik, mit der unser heimlicher Nebenkanzler seinem Interviewer, dem ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, später die Schau stiehlt.

Der Senkrechtstarter der deutschen Politik ist beliebter als alle anderen Politiker, auch wenn das Handelsblatt ihn wegen der faktischen Abschaffung der Wehrpflicht in Gefahr sieht.

Letzteres erklärt er recht gut so: Die Wehrpflicht wird nicht abgeschafft sondern ausgesetzt. Der sechsmonatige Wehrdienst, ein Schmarrn, man müßte ohnehin auf zwölf Monate steigern. Derzeit würden nur 13 bis 16 % der infrage kommenden jungen Männer eingezogen, das sei ungerecht. Zivildienst leisten 25 bis 28 %. Guttenberg, von di Lorenzo durchgehend respektvoll mit „Herr Minister“ adressiert: „Es hat noch keinem jungen Menschen geschadet, wenn auch Dienst an der Gesellschaft macht.“

Der junge Minister macht die Situation deutlich: „Unberechenbarkeit, keine Bipolariät mehr, die Bundeswehr braucht Professionalität und Motivation.“ Rund 160.000 Männer benötige er. Standortabbau, heikles Thema, jeder betroffene CDU-Abgeordnete jault. Der Verteidigungsminister: „Erst die Strukturen, dann die Standortplanung.“

Heiterkeit, als di Lorenzo bemerkt, selbst die Kanzlerin habe ja eine „konstruktive Begleitung ihrer Pläne“ angekündigt, das sei ja schon was. Der Franke schlagfertig:  „Ich würde das schon als Jubel beschreiben.“

Der Patriot Guttenberg macht deutlich, dass er mit dem Begriff Vaterland sehr gut umgehen kann: „Es gibt Leute, die bekommen dabei ja Nesselausschlag.“

Äußerungen zu heiklen Themen:

Die Causa Klein (der Mann, der den Tanklaster bombardieren ließ): Seine Rehabilitierung habe ihn gefreut, doch er räumt ein: „Auch ich habe Fehleinschätzungen vorgenommen.“ Die Entscheidung, den Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan zu verabschieden – „Ich habe eine Entscheidung getroffen, plausibel begründet und damit belasse ich es.“

Erfrischend klar, ohne das polittypische Herumgeiere auch die auf Ex-Bundespräsident Horst Köhler gemünzte Aussage zu Sicherheitspolitik und Wirtschaftsinteressen: „Was so entsetzlich an  dieser Aussage gewesen sein soll, frage ich mich bis heute.“ Auch kein politkorrektes Ausweichen bei der Frage nach gezielten Tötungen. Ja, sagt zu Guttenberg, aber nur „auf Rechtsgrundlage“.

Das Engagement am Hindukusch nötig? Ja, sagt unser junger Verteidigungsminister. Und spricht offen von „radikal geprägten Idioten“ und dass es um globale Sicherheitsinteressen geht – auch im Hinblick auf die Atomwaffen in Pakistan.

Zur aktuellen Sarrazin-Debatte äußert sich zu Guttenberg differenziert: “ Es ist an der Zeit eine Diskussion zu führen zu dem Themenkomplex den Sarazzin benannt hat“, er habe sich lediglich zu den biologischen Aspekten kritisch geäußert.

Größter Lacher des Abends, als di Lorenzo Guttenberg auf den ihm zugeschriebenen Glanz anspricht: „Wenn man mir die Gelegenheit zu glänzen nehmen will, muß man mir das Haargel nehmen.“ Diese Äußerung wird noch oft zitiert werden.

Fazit: Hier hat sich ein Mann dargestellt, der für seine 38 Jahre eine bemerkenswerte Reife verkörpert, der verlässlich, authentisch und vertrauenswürdig wirkt. Verteidigungsminister ist nicht seine Endstation, darin waren sich die anwesenden Topmanager des Landes einig, die Damen sowieso.

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