Otto Schily kontra Marietta Slomka – das Live-Knockout

März 29, 2007 by  

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Von Otto Schily verbal ausgebremst: Marietta Slomka

Ich weiß nicht, wie Sie es sehen – falls Sie es gesehen haben. Soeben im ZDF-heute-Journal: Ein Interview von Moderatorin Marietta Slomka mit Ex-Innenminister Otto Schily wird zum gesalzenen TV-Duell. Ein seltenes Fernsehereignis. Es geht um den „Bremer Taliban“ Murat Kurnaz und den heutigen Untersuchungsausschuss, der ausging wie das Hornberger Schießen. Frank Walter Steinmeier übernimmt die politische Verantwortung und – Ex-Minister Schily schließt sich ihm an.  Von Rücktrittsforderungen in Richtung Steinmeier ist keine Rede mehr. So weit so gut. Allein: Frau Slomka zeigt sich widerspenstig und versucht, Otto Schily den Verbleib Kurnaz‘ in Guantanamo anzulasten. Schily zeigt sich knorrig-kernig, so wie wir ihn mögen. Er stellt klar: Kurnaz reiste kurz nach dem Anschlag auf die World Trade Towers nach Pakistan – unter merkwürdigen Umständen und mit Kampf-Equipment, Kurnaz wurde als Sicherheitsrisiko gesehen – und: Kurnaz ist türkischer Staatsbürger, er hätte jederzeit in die Türkei ausreisen können. Slomka passt das überhaupt nicht ins Weltbild, sie setzt immer wieder nach. Doch das läßt sich ein Schily nicht bieten, er behält das letzte Wort und redet sie –  argumentativ sehr überlegen – souverän ins Abseits, ein Live-Knockout. Und ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender wird morgen mit Marietta Slomka ein Wörtchen reden – hoffentlich!  

Nachtrag: Das heute-Journal können Sie sich nachträglich hier anschauen, um sich selbst Ihre Meinung zu bilden.

Kommentare

13 Responses to “Otto Schily kontra Marietta Slomka – das Live-Knockout”

  1. Herbert Meyer-Bade on März 30th, 2007 16:11

    Voellig falsch! Schily hat sich selbst ausgeknockt. Wer die Unterstuetzung zur Befreiung eines Menschen aus einem Folterknast und damit die Verwirklichung von Menschenrechten davon abhaengig macht, ob jemand eine Gefahr darstellen koennte, disqualifiziert sich selbst als Politiker und entlarvt sich als schrecklicher Jurist.

  2. harald nebbe on März 30th, 2007 18:15

    Wenn die Journalistin Marietta Slomka dem Politiker Schily Fragen stellt, hat dieser, wie es in einer Demokratie sein sollte, vernünftig Antwort zu geben. Was der ehemalige Innen- minister Schily sich bei diesem Interview
    erlaubte, spottet jeder Beschreibung. Unsere Sympathie galt auf jeden Fall unserer Frau Slomka!

  3. isegrim on März 31st, 2007 06:31

    Was hat der Kurnaz eigentlich für eine Koranschule in Pakistan besucht? Gibt es da eine Website oder Broschüren? Was steht auf dem Stundenplan? Absingen islamischer Lieder, gemeinsames Gebet, Islam als Modell des friedlichen Zusammenlebens von Mohammed bis Bin Laden?

    Musste er da eine Prüfung ablegen? Hat er wenigstens ein Zeugnis bekommen?

  4. Ben on März 31st, 2007 09:28

    Ich habe das auch gesehen und nur den Kopf geschüttelt. Auch wenn Schili ein Idiot ist und ich weitgehend meinen Vorredner recht gebe, ich fand nicht, dass Frau Slomka sich da mit Ruhm bekleckert hat. Es mangelte doch arg an Souveränität. *Verschwörungstheorie: und heute kommt die Nachricht, dass Steffen Seibert zusätzlich das Heute Journal mitmoderieren wird – was für ein Zufall*.

  5. osi on März 31st, 2007 10:10

    Erwiderung an Harald Nebbe: Als Journalist kann ich dem nur zustimmen. Frau Slomka darf nur von Herrn Schily nicht erwarten, dass er sich ihrer Meinung anschließt. Er hat das Recht bei seiner Meinung zu bleiben, zu der er vermutlich in Kenntnis von Fakten gelangt ist, über die Frau Slomka nicht verfügt. Das Bemühen von Frau Slomka, Herrn Schily vor ihrem Publikum „vorzuführen“ war greifbar.

    Schily ist Jurist und war als Innenminister der Verfassung verpflichtet. Frau Slomka hat weder die Kompetenz noch die Aufgabe ihn zu belehren oder zurechtzuweisen. Sie darf ihm jede relevante Frage stellen, sie muß ihm aber nicht so lange mit Variationen desselben Themas auf die Nerven gehen, bis eine ihr gefällige Antwort dabei herumkommt. Journalisten sollen informieren, nicht indoktrinieren. Diesbezüglich biss Frau Slomka bei Herrn Schily auf Granit. Und das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

    Ich gebe gern zu, dass ich der Auffassung bin, dass um Kurnaz zu viel Wirbel gemacht wurde. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Der Mann ist türkischer Staatsbürger. Und er galt, nicht nur nach Schilys Einschätzung, als „Gefährder“. Die Amerikaner hätten ihn nach Klärung seines Status in die Türkei abschieben sollen, dann wäre uns viel erspart geblieben.

  6. GeistesWelt :: Opferkult Kurnaz :: April :: 2007 on April 1st, 2007 08:35

    […] Der “Düsseldorf Blog” brachte am 29.3.2007 seine Impressionen des Heute-Journals mit Marietta Slomka, welche den ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily als Interviewpartner in der Nachrichtensendung des “ZDF” hatte. Thema war das Schicksal des “Bremer Talibans” Murat Kurnaz und die Rolle der damaligen Rot/Grünen Bundesregierung. […]

  7. Peter Dangelmaier on April 1st, 2007 13:09

    Frau Slomka hat sich m.E.als Journalistin disqualifiziert. Sie war Herrn Schily unterlegen und versuchte diese Unterlegenheit mit Arroganz
    wettzumachen.Ich hoffe.dass dieses unprofessionelle
    Interview das letzte von Frau Slomka im ZDF war.

  8. Bussi on April 2nd, 2007 12:42

    Prima

  9. Stefan Weber on April 2nd, 2007 12:55

    Ich als Journalist bin schockiert über die Interviewführung dieser vermeintlichen Top-Journalisten. Hatte sie nur einen ganz schlechten Tag oder ist sie einfach nur unzureichend informiert? Mein Gott, war das ein Armutszeugnis. Falls ihr nicht schon lange jemand aus der ZDF-Chefetage ein paar passende Worte gesagt hat, glaubt sie wahrscheinlich immer noch, ein überragendes Interview abgeliefert zu haben.

  10. Madeleine on April 4th, 2007 08:26

    Ich habe besagte Nachrichtensendung auch gesehen und war peinlich berührt von der unprofessionellen Art, wie Frau Slomka das Interview führte. Bisher glaubte ich, dass sich Nachrichtensprecher bezüglich ihrer eigenen Meinung möglichst bedeckt zu halten haben. Wenn dies auch heute noch für Journalisten gilt, dann hätte Frau Slomka ihre Fragen sachlich stellen müssen und den Zuschauern die Beurteilung der Antworten ihres Interviewpartners überlassen müssen. Wäre ich an Otto Schilys Stelle gewesen, hätte ich mir diese arrogant-freche Art der Interviewführung nicht gefallen lassen und hätte das Interview abgebrochen.
    Es war übrigens nicht zum ersten Mal, dass sich Frau Slomka derart unprofessionell zeigte und ich kann nur hoffen, dass sie nicht länger Nachrichtensprecherin beim ZDF bleibt, sondern an eine andere Stelle versetzt wird, an der sie weniger peinliche Auftritte „zelebrieren“ kann.

  11. Loca on April 25th, 2007 14:56

    Extrem peinlicher Blog-Eintrag, liebes Düsseldorf. Es war angebracht, dass Frau Slomka heftig kritisiert hat; ansonsten wäre es ein in seiner Einseitigkeit Propaganda-artiger Auftritt von Schily geworden.

  12. osi on April 25th, 2007 16:14

    Jedem seine Meinung. Als Journalist kann man der Dame Slomka nur die Rote Karte zeigen.

  13. mee on Juni 19th, 2007 14:53

    ich weiß ich bin etwas spät mir meinem Beitrag, aber lieber zu spät als nie. Ich fand das Interview erschütternd. Fr. Slomaka hat sich gut geschlagen. Sie hat sich bemüht neural zu wirken und Schilly einfach nur zu einem „ja wir haben Scheiße gebaut“ bewegen, was ja nicht falsch ist. Die Regierung hat Kurnaz im Stich gelassen. Ja klar war er türkischer Staatsbürger, und???? Soll das heissen, dass wenn Deutschland angegriffen werden sollte, dass alle türkischen Staatsbürger Hilfe aus der Türkei erwarten sollen. Warum dann nicht das ganze Ausländerpack einfach rausschmeissen, engagiert doch amerika, dass alle ausländer (islamischen Glaubens) entführt werden sollen, oder verschleppt, weil Terrorverdacht besteht ja allein aus dem Glauben her. Hey das erinnert mich an die Juden im zweiten Weltkrieg… hmm..
    Was Schilly da im Interview von sich gibt, ist schlicht und einfach krass, und ich muss sagen das Fr. Slomke noch relativ ruhig geblieben ist, ich hatte nicht das Gefühl als wollte sie Schilly vorführen, meines Erachtens wollte sie ihn sogar ab und an mal auf seine Wortwahl aufmerksam machen, dass er aufpasst was er da öffentlich von sich gibt.