Kapitulation statt Solidarität

Juni 24, 2007 by  

broder1.jpgAutor Henryk M. Broder (Foto), der gestern mit dem mit 20.000 Euro dotierten Ludwig Börne-Preis ausgezeichnet wurde (Focus Chefredakteur Helmut Markwort war alleiniger Juror), hat bei Spiegel Online ein lesenswertes Stück über die gesteuerten Empörungsrituale wegen des Ritterschlages für Salman Rushdie geschrieben. Dessen „Satanische Verse“ dürfte in der muslimischen Welt wegen des Analphabetentums und des generellen Bildungs- und Geldmangels kaum jemand gelesen haben. Gleichwohl wird demonstriert, werden Rushdie- und Queen-Puppen verbrannt, Kopfgelder ausgesetzt. Broder stellt völlig zu Recht fest, dass die Reaktion der zivilisierten Welt auf die gelenkten Wutausbrüche keine der Solidarität ist sondern eine der Kapitulation. 

Frühere Börne-Preisträger waren u.a. der verstorbene Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein und Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der bei der Feierstunde in der Paulskirche Texte von Börne und Heinrich Heine vortrug. Juror Markwort würdigte in seiner Laudatio Broder als einen polemischen Provokateur und einen „unerbitterlichen Chronisten wuchernder Dummheiten“.

Kommentare