US-Generalkonsul Matthew G. Boyse: „Ich würde mir wünschen, dass die Medien ihr Herz ein wenig mehr für Amerika öffnen“

Juli 11, 2008 by  

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Seit zwei Jahren in Düsseldorf: US-Generalkonsul Matthew G. Boyse – Foto: Düsseldorf Blog

Interview mit dem US-Generalkonsul Matthew G. Boyse

Mr. Boyse, das US-Generalkonsulat in Istanbul war gestern Ziel eines Terroranschlags. Auch Deutschland gilt als potenziell gefährdet. Gibt es direkte Reaktionen auch hier, in Düsseldorf?

Wir fühlen uns von Ihrer Polizei bestens geschützt.

Dennoch: Bleibt nicht ein mulmiges Gefühl?

Die Zeiten sind eben so. Wenn man ein Amt wie das meine bekleidet, weiß man, dass man auch mit solchen Tragödien leben muss, auf die man gut verzichten könnte.

Sie waren mit Ihrer Frau Eleanore bei der Eröffnung der US-Botschaft an historischer Stätte, am Pariser Platz, dabei. Wie würden Sie das Klima beschreiben, das man als Amerikaner in Deutschland empfindet. Fühlen Sie sich als Freund unter Freunden?

Die USA sind privilegiert, an diesem so historisch bedeutungsvollen Ort nach 69 Jahren wieder Flagge zeigen zu können. Es ist jedoch bedauerlich, dass ein wesentlicher Teil der Berichterstattung sich in der Kritik an der Architektur erschöpfte. Diese Kommentare haben den Sinn, „die Story“ verkannt, denn es geht vielmehr um Geschichte und unsere Jahrzehntelange Unterstützung für die Einheit Berlins und die Einheit Deutschlands. Kein anderer Ort symbolisiert das besser als unsere neue Botschaft am Brandenburger Tor. Übrigens haben einige Ihrer einflussreichen Mitbürger meiner Frau Eleanore und mir am 4. Juli in Berlin gesagt, dass die Architektur gelungen sei. Das könnte eine Frage des persönlichen Geschmacks sein, oder kann einen anderen Ursprung haben. Das kann und möchte ich nicht beurteilen. Das Gebäude ist modern und vereint Form, Funktion, und Sicherheit, und zwar erfolgreich. Und keine Strasse ist gesperrt!

Die Atmosphäre bei der Eröffnung war feierlich und freundlich.  Es war eine würdevolle und überaus eindrucksvolle Veranstaltung, auch wenn es geregnet hat. Einige Gäste haben uns gesagt, dass sie tief berührt waren, daran teilnehmen zu können. Es war auch für mich sehr berührend, da ich mich immer noch an die Teilung der Stadt und Deutschlands sehr gut erinnern kann – und ich bin nicht einmal deutscher Staatsbürger. Dann, am nächsten Tag, kamen zum Amerika-Fest am Pariser Platz manchen Schätzungen zufolge bis zu 350.000 Menschen, bei strahlendem Wetter, toller Musik und guter Unterhaltung. Was für ein Tag!

Zum Klima generell: Die Bundeskanzlerin und Präsident George W. Bush pflegen ein ausgezeichnetes persönliches Verhältnis, was unseren beiden Ländern und den Menschen zugute kommt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Medien ihr Herz ein wenig mehr für Amerika öffnen. Ich habe schon von vielen Ihrer Mitbürger gehört, dass sie mehr kritische Berichterstattung über die USA sehen als über die eine oder andere Diktatur.

Fühlen Sie Anti-Amerikanismus in manchen Teilen der Öffentlichkeit?

So weit will ich nicht gehen, stelle jedoch fest, dass die Leistungen unseres Landes in der Berichterstattung oft unterrepräsentiert sind gegenüber Fehlern oder vermeintlichen Fehltritten. Positiv allerdings: Der Wahlkampf erfährt viel Aufmerksamkeit. Das ist gut, weil dieser Wahlkampf ein gelebtes Stück US-Demokratie ist, das vermittelt wird.

Sie sind jetzt seit zwei Jahren US-Generalkonsul in Düsseldorf. Sind wir Ihnen und Ihrer Frau gute Gastgeber?

Absolut. Wir fühlen uns in Düsseldorf sehr zu Hause. Sowohl die Politik, in der Vergangenheit Joachim Erwin oder jetzt Dirk Elbers, als auch die großen Vereinigungen dieser Stadt wie die Jonges oder der Freundeskreis Heinrich Heine behandeln uns als Freunde. Bei Ihren Unternehmern und Repräsentanten der Wirtschaft sind wir auch sehr gerne.

Wie lange werden Sie uns hier noch erhalten bleiben?

Routinemäßig werde ich im Sommer oder Herbst 2009 versetzt. Das ist bedauerlich, aber in meinem Beruf nicht zu ändern. Wir werden Düsseldorf sehr vermissen. Konzentrieren wir uns nicht darauf, was so weit in der Zukunft passiert, sondern auf alles, was wir noch im nächsten Jahr zu tun haben!

Sie nehmen auch rege am Leben in Düsseldorf teil. Gehen Sie am Wochenende auf die Kirmes oder besuchen Sie Ihren französischen Kollegen Thibault beim Frankreich-Fest?

Die Kirmes ist ja das größte Brauchtumsfest Düsseldorfs, ein historisches Fest und weit mehr als ein Jahrmarkt. Deshalb gehen wir gerne hin, aber lieber irgendwann nächste Woche. An diesem Wochenende werden wir wohl sehr gern beim Frankreich-Fest vorbeischauen. Auch beim Käsebaguette kann man die transatlantische Partnerschaft stärken….

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