Ratingen ehrt Opfer des 17. Juni

Juni 17, 2010 by  

Kranzniederlegung heute in Ratingen – Bürgermeister Harald Birkenkamp erinnert an den 17. Juni 1953

Heute ist der 17. Juni, ein Tag, der droht in Vergessenheit zu geraten. Es ist der Erinnerungs-Markstein an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953, der blutig niedergeschlagen wurde.  Ratingens Bürgermeister Harald Birkenkamp legte zur Erinnerung an diesen für die jüngere deutsche Geschichte wichtigen Tag auf dem Ehrenfriedhof der Stadt einen Kranz nieder und erinnerte an die Ereignisse 1953:

Wir haben uns heute hier auf dem Ehrenfriedhof am Ehrenmal – am Kunstwerk „Die Trauernde“ von Max Kratz – versammelt, um der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 zu gedenken und uns an dieses einschneidende Ereignis unserer Geschichte zu erinnern. Denn der 17. Juni 1953  prägte die weitere Entwicklung der DDR, er beeinflusste die Schicksale vieler Menschen.

Es war mehr als eine Million Menschen, die damals an diesem 17. Juni auf die Straße ging, um ihren Protest zu artikulieren und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen; es waren mehr als 550 Städte und Gemeinden, in denen Aktionen stattfanden. Ein paar Tausend Bauarbeiter hatten in den Tagen zuvor ein Signal gegeben, aus dem binnen urplötzlich eine breite Bewegung entstanden war.

SED und DDR-Regierung bezeichneten damals den Aufstand unverzüglich als „faschistischen Putschversuch“, als „Werk von Provokateuren und … Agenten ausländischer Mächte“, wie Otto Grotewohl, der damalige Regierungschef, bereits am Abend des 17. Juni proklamierte.

In Wirklichkeit jedoch begann der Aufstand als klassischer Arbeitskonflikt.
Arbeiterinnen und Arbeiter reagierten erbittert auf eine Erhöhung der Arbeitsnormen um zehn Prozent, also eine Erhöhung der verlangten Arbeitsleistung ohne Lohnzuwachs, die das Zentralkomitee der SED und der Ministerrat der DDR beschlossen hatten. Da das SED-Regime auf die Proteste nicht einging, entwickelte sich daraus ein politisches Aufbegehren, das die DDR in ihren Grundfesten erschütterte.

Nach der ersten Arbeitsniederlegung auf einer Ost-Berliner Großbaustelle am 15. Juni, einem Montag, entwickelte der Protest rasch eine nicht mehr aufzuhaltende Eigendynamik. Am 17. Juni, dem zentralen Tag des Aufstands, fanden in zahlreichen Städten und Dörfern der DDR Demonstrationen und Kundgebungen statt. Überall ertönte der Ruf nach freien Wahlen, mancherorts wurden auch Bürgermeistereien und SED-Parteibüros besetzt oder Häftlinge aus Gefängnissen befreit.

Regierung und SED-Spitze wurden von den Ereignissen mehr oder weniger überrollt und agierten hilflos. Doch die sowjetische Besatzungsmacht griff ein und schlug den Aufstand mit ihren Truppen nieder. Es war zu früh, auf einen politischen Wandel zu hoffen, wie es viele Menschen nach dem Tod von Stalin im März 1953 in den damaligen Ostblockstaaten, auch bei uns in der DDR, getan hatten.

Die Folgen: In den Straßenkämpfen kamen mindestens 55 Menschen ums Leben, im Anschluss wurden Tausende verhaftet und mindestens 20 Beschuldigte hingerichtet.

Es sollte mehr als 30 Jahre dauern, bis erneut mutige Bürgerinnen und Bürger unseres Landes – und auch anderer Ostblockländer – auf die Straße gingen, um Freiheit und Mitbestimmung zu fordern. Dann jedoch war der Protest von Erfolg gekrönt: 1989 brach das SED-Regime zusammen, im Frühjahr 1990 fanden freie und geheime Wahlen statt, im Herbst erfolgte die Wiedervereinigung.

Die Wende von 1989/90 war ein weiteres einschneidendes Ereignis in der Geschichte unseres Landes und im Leben von uns allen. Sie bedeutete für uns alle eine grundlegende Veränderung.

Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, um mit uns gemeinsam der Menschen zu gedenken, die den Volksaufstand vor 57 Jahren mit dem Leben bezahlen mussten.

Kommentare

One Response to “Ratingen ehrt Opfer des 17. Juni”

  1. Online Quiz Zitate Wissen- Trainiere Dein Gehirn! » Was geschah am 17. Juni – Volksaufstand in Berlin (Ost) on Juni 17th, 2010 18:05

    […] Ratingen ehrt Opfer des 17. Juni […]