Tour de France startet 2017 in Düsseldorf – Kosten von insgesamt über 10 Mio. Euro – Wie die Landeshauptstadt profitieren kann

Dezember 22, 2015 by  

granddepart

Etwas düster, wie die Stadt Düsseldorf den „Grand Depart“ heute bewirbt

Heute hat die ASO (Amaury Sport Organisation) bekannt gegeben, dass der Grand Départ des bekanntesten Radrennens der Welt in  Düsseldorf stattfinden wird. Das Radsport-Spektakel „Tour de France“ wird im Juli 2017 zu Gast in der Landeshauptstadt  sein. Das entschieden am Dienstag die Organisatoren in Paris, nachdem sich der Düsseldorfer Stadtrat am 6. November mit knapper Mehrheit (40:39)für eine Bewerbung ausgesprochen hatte.

Zuvor waren Köln (1965), Frankfurt/Main (1980) und West-Berlin (1987) Startorte für das wichtigste Radrennen der Welt.

Die Entscheidung ist wegen der mit dem „Grand Depart“ verbundenen Kosten  umstritten. Laut Rheinische Post werden die Gesamtkosten „laut Gutachtern von Deloitte auf 11,09 Millionen Euro prognostiziert, der Anteil der Stadt soll um die sechs Millionen liegen.“ Den Rest hätte danach die Düsseldorfer Wirtschaft zu tragen, der Sponsoringpakete angeboten werden. Merkwürdig: Utrecht zahlte dieses Jahr  angeblich insgesamt nur vier Mio. Euro,  exklusive der Kosten für die Security. Wie man in dem verlinkten Bericht erfährt, muss für die Zeit des „Grand Depart“ auch eine Flugverbotszone eingerichtet werden. Muss unser Airport die Flugrouten ändern?. 

Wir haben in unserer „Alt ohne Filter„-Talkrunde bei center.tv – mit Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, Prinzenclub-Chef Jobsi Driessen und Lothar Inden, 1. Chef der St. Sebastianus Schützen von 1316,  eine eher ablehnende Haltung zum „Grand Depart“ eingenommen.  Wir waren der Auffassung, dass dieser Event nicht auf das zentrale Imagethema der Stadt Düsseldorf einzahlt.

Wie kann unsere Stadt vom „Grand Depart“ profitieren?

  • Eines ist indes gewiss: Der Event bringt massenhaft Besucher die Stadt, davon profitieren direkt Hotellerie, Gastronomie, Handel und Taxiunternehmen. Ein Gutachten, das vor der Bewerbung erstellt wurde, rechnet laut Deutschlandfunk mit etwa drei Millionen Euro Einnahmen allein für die Hotels und etwa 57 Millionen Euro im gastronomischen Gewerbe. Der Sender weiter: „Der Tour-Tross aus Offiziellen, Fahrern, Teams und Journalisten umfasst etwa 5000 Personen, allein die 22 Teams benötigen etwa 2500 Hotelzimmer. Noch größer ist der Marketingeffekt. In rund 100 Länder wird der Tour-Start übertragen. Bei der Tour de France 2015 waren in den drei Wochen etwa 3,5 Milliarden Zuschauer weltweit an den Fernsehern dabei.“ 
  • Journalisten aus aller Welt werden tagelang über den „Grand Depart“ aus Düsseldorf berichten. Die Voraussetzungen, schöne, imageträchtige Bilder von Düsseldorf um die Welt zu schicken sind deutlich besser als beim „Grand Prix“, der in der Esprit-Arena und nicht in der Öffentlichkeit stattfand und auch deshalb keinen mess- oder spürbaren Nutzen für Düsseldorf gebracht hat. Es bedarf jetzt einer cleveren Marketingstrategie, damit alle Chancen genutzt werden können. In enger Zusammenarbeit mit den Organisatoren ist darauf zu achten, dass der „Grand Depart“ der blinkende Showcase für ein herausgeputztes Düsseldorf wird, dass die Stadtmerkmale in den Vordergrund gestellt werden, die geeignet sind, Touristen aus aller Welt zu attrahieren: hauptsächlich Königsallee, Rheinfront und Altstadt. Das ist die Herausforderung, vor der die Stadt steht. Ich freue mich schon auf angeregte Diskussionen darüber im Marketing-Club. Lernen kann man von Utrecht, das 2015 den „Grand Depart“ ausgerichtet und dabei wohl einen recht guten Job gemacht hat.
  • Oberbürgermeister Thomas Geisel ist sicher: „Der Grand Départ 2017 ist eine große Chance für Düsseldorf – für unser Stadtmarketing, die Sportstadt Düsseldorf und Düsseldorf als Fahrradstadt.“ Es sei aber auch eine große Chance für die Sportnation Deutschland, „wenn das größte Sportereignis des Jahres 2017 in der Rheinmetropole Düsseldorf startet“. Geisel ist zuversichtlich, „dass die gesamte Tour de France 2017 im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird.“ Der OB will Düsseldorf als Fahrradstadt positionieren und verweist in der Pressemitteilung zum „Grand Depart“ darauf, dass der Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen „von derzeit 14 auf 25 Prozent gesteigert werde“. Schwerpunkt seien die Umsetzung eines stadtweiten Radhauptnetzes mit einer Gesamtlänge von etwa 300 Kilometern und eine Kampagne, „um das Rad als Verkehrsmittel der Zukunft zu bewerben“.
  • Der sportliche Teil des Grand Départ beginnt offiziell mit der Vorstellung der Mannschaften am Donnerstag. Am Freitag folgt das offizielle Training der Teams, das in den vergangenen Jahren bereits ein Zuschauer-Magnet war. Am Samstag findet der Prolog als Einzelzeitfahren statt. Am Sonntag erfolgt zum Abschluss des Grand Départ der Start der zweiten Etappe.
  • Wir planen ein umfangreiches Rahmenprogramm, bei dem Kulturveranstaltungen und Radsportevents für Jedermann geboten werden“ so der Oberbürgermeister. Auch kritische Themen wie Doping im Leistungssport würden offen angesprochen.“ Mit Blick auf die Finanzierung ist Geisel zuversichtlich: „In den Vereinbarungen zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Tour-Veranstalter sind Regelungen vereinbart worden, die attraktive Grand Départ-Sponsoringpakete für die örtliche Wirtschaft ermöglichen. Mein Dank gilt daher auch all denjenigen, die – innerhalb einer kurzen Frist – zu einer erfolgreichen Bewerbung beigetragen haben. Der Tour-Veranstalter war offensichtlich beeindruckt von der hohen Professionalität, mit der Düsseldorf derartige Events auszurichten vermag.“
  • Bereits im Vorfeld hatten sich zahlreiche prominente Unterstützer aus Wirtschaft, Sport und Gesellschaft zu Wort gemeldet und die Bewerbung unterstützt. Dazu gehörten auch die deutschen Radrennprofis John Degenkolb, André Greipel, Marcel Kittel, Tony Martin und Ruben Zepuntke.

Kommentare