„Wikileaks“ – die Diskussion hält an

Januar 17, 2007

Am 4. Januar wiesen wir hier auf die Gefährlichkeit des neuen Portals „Wikileaks“ hin. Die IT-Website silicon.de greift das Thema heute auf, zitiert den Düsseldorf-Blog und scheint sich unserer Haltung anzuschließen. Mittlerweile liegen der Enthüllungs-Website „Wikileaks“ nach eigenen Angaben 1,2 Mio. geheime Dokumente vor, die veröffentlicht werden sollen.

Wikileaks – die gefährliche Abschaffung der Geheimnisse

Januar 4, 2007

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Wir alle kennen und die meisten von uns schätzen Wikipedia als Online-Lexikon, das von der community der user gepflegt wird. Jetzt kommt eine gefährliche Variante von Wikipedia auf den Markt: WikiLeaks.

Leaks bedeutet so viel wie Leck oder undichte Stelle – und darum geht’s. Wikileaks tritt an mit der Maßgabe, Geheimnisse öffentlich zu machen. Wikileaks will nach eigenen Angaben eine „unzensierbare Version von Wikipedia für die massenweise und nicht auf den Absender zurückzuführende (untraceable) Veröffentlichung von geheimen Informationen („Leakings“) und Analysen“ schaffen. Primäre Ziele dabei seien durch Unterdrückung geprägte Regime wie China, Russland, das zentrale Eurasien, der Nahe Osten und das Afrika südlich der Sahara. Wikileaks will jedoch auch all denen zur Seite stehen, „die unethisches Benehmen in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen“.

Die Wikileaks-Website erklärt, maximalen politischen Eindruck machen zu wollen. Das Interface sei identisch mit dem von Wikipedia und könne somit von Leuten mit wenig Technik-Verstand benutzt werden. Wikileaks will bereits über 1,1 Millionen Dokumente verfügen.

Die Philosophie von Wikileaks: „Regieren mit Transparenz korreliert in hohem Maße mit Lebensqualität. Transparente Regierungen haben eher eine Antwort auf Ungerechtigkeit als welche zu verursachen. Pläne, die Ungerechtigkeit verursachen würden, werden enthüllt und bekämpft bevor sie implementiert werden. Die Offenheit einer Regierung enthüllt und bekämpft damit Korruption. Historisch gesehen ist die stärkste Form der offenen Demokratie die, in der die Schaffung von Transparenz und das Publizieren von Sachverhalten leicht möglich ist. Enthüllungen der breiten Öffentlichkeit sind ein Akt der ethischen Abtrünnigkeit für die Mehrheit, es handelt sich durch seine Natur um eine demokratisierende Kraft. Die gefahrlose Weitergabe von Informationen an das erwartungsvolle Publikum ist die kosteneffizienteste Art, gutes Regieren zu promoten – in Gesundheit und Medizin, in der Versorgung mit Lebensmitteln, bei Menschenrechten, Waffenkontrollen und in demokratischen Institutionen. Die Welt hat genügend Nahrung. Sie hat ausreichend Medizin. Sie hat hinreichende Möglichkeiten wissenschaftlicher Forschung und Entwicklungen. Wir wissen, wie wir Malaria verhindern – wir wissen es seit über 50 Jahren. Wir wissen wie wir HIV zu einem Stopp bringen. Wir wissen, wie es geht, die Waffen niederzulegen. Die Welt kann friedlich, gerecht und gesund sein – alles was nötig ist, ist gute Regierung. Die Poltiiker sind dazu nicht in der Lage. Wir müssen es tun.“

Kommentar: Was sich anhört, wie eine weltweite Vollversammlung demokratischer Robin Hoods des Cyberspace ist in Wahrheit eine brandgefährliche Angelegenheit, da durch fehlende Einordnung und Bewertung von Sachverhalten, nicht nur der Denunziation Tür und Tor geöffnet und Mißtrauen gesät wird, auch besteht die Gefahr, dass Fakten, die für die Sicherheit von Unternehmen und Nationen hoch relevant sind, der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Die „Federation of American Scientists“ (Vereinigung der amerikanischen Wissenschaftler) wurde gebeten, Wikileaks zu beraten und hat abgelehnt. Steven Aftergood, der für die Vereinigung den Newsletter „Secrecy News“ herausgibt, begründet das: „Durch das Fehlen verantwortlicher redaktioneller Kontrolle, können Publikationen sehr einfach zu einem Akt der Aggression oder eine Aufwiegelung zur Gewalt darstellen, nicht zu erwähne die Invasion des Privaten oder der Angriff auf den guten Geschmack.“

Als Gegengewicht zu Wikileaks gibt es derzeit in USA Bestrebungen, bereits veröffentlichte Informationen mit angenommener nachhaltiger Gefährlichkeit wieder unter Kontrolle zu bringen, z.B. durch Löschung der links im Internet.