Modestandort Düsseldorf: Der Marketing Club diskutiert heute im NRW Forum über die DNA dieser Stadt – Hier kommt Hans Wiethoff, Fashion Square, zu Wort

Juli 12, 2010 by  

Heute Abend diskutiert im NRW Forum auf Einladung des Marketing Club Düsseldorf ein illustrer Kreis über die Mode-DNA dieser Stadt. Dabei: Dr. Adrian Kiehn, Generalbevollmächtigter P&C, Tina Müller, Corporate Senior Vice President, Henkel/Schwarzkopf, Annette Weber, Chefredakteurin Instyle, Frank Dopheide, Chairman, Grey, Werner Lippert, Direktor NRW-Forum und Marketingfachmann. Es moderiert Prof. Dr. rer. pol. Ekkehart Baumgartner.

Im Magazin des Marketing Club Düsseldorf sind zur Vorbereitung des Themas drei Artikel erschienen – von Mirjam Dietz (Igedo), Hans Wiethoff (Showrooms) und von Wolfgang Osinski, Inhaber dieses Blogs, der als Beirat des Marketing Club die aktuelle Situation zugespitzt verdeutlicht. Heute lesen Sie den Beitrag von Hans Wiethoff, Fashion Square.

Von Hans Wiethoff

Der Ursprung für den Beinamen „Modestadt Düsseldorf“ liegt in der „Königsallee“ begründet. Hier – auf dem Prachtboulevard „Kö“ – sind die bekannten Namen der Welt zu finden. Neben herausragenden Multi-Label-Stores richten weltbekannte Designer und Herstellerihre eigenen Läden ein. Die hier wirkenden innovativen Kräfte sind ungebrochen.

Düsseldorf, die Modestadt: Es begann 1948, als 24 Modehersteller die NRWLandeshauptstadt für die Präsentation ihrer Damenmode auswählten und die „Interessengemeinschaft Damenoberbekleidung“ (Igedo) 1949 mit entsprechenden Modemessen startete. Diese Ordermessen erlangten mit dem Begriff „Igedo“-Messe (Anfang der 1980er Jahre,  ergänzt um die „CPD“-Messe) Weltruhm. Die Mode in Düsseldorf boomte, und von den vier Messen pro Jahr profitierte die gesamte Modebranche. „Igedo“ stand jetzt – neben der „Kö“ – für die Modestadt Düsseldorf.

Doch der Modehimmel über Düsseldorf – will heißen: der Igedo – verdunkelt sich seit 20 Jahren. „Mr. Igedo“ Manfred Kronen startete bereits 1994 mit dem Verkauf (49%) seiner Anteile an die Messe Düsseldorf. Inzwischen haben weitere Mitglieder der Kronen-Familie an die Messe Düsseldorf verkauft, die nunmehr über einen Gesellschaftsanteil von 91% verfügt und damit die Geschicke der Igedo steuert. Die Fakten signalisieren, dass ein schneller Turnaround
dringend notwendig ist. Statt zwei Messen pro Saison – „Igedo“ und „CPD“ – gibt es seit Jahren nur noch die „CPD“.
– Rückgang der vermieteten Ausstellungsfläche um 90% (von ca. 200 000 m2 auf ca. 20.000 m2) – Rückgang der Aussteller um 80% (von ca. 2500 auf ca. 500).

Erfreulicherweise hat eine Weiterentwicklung Düsseldorf als „Hauptstadtder Mode“ international vorangebracht: Parallel zu den Messen der Igedo, aber in einem anderen Segment, dem „high end-fashion“ für Damen, Herren, Accessoires und Schuhe, hat die „Fashion Square GmbH“ seit 1983 einen innovativen Prozess begonnen. Sie realisierte die Idee „Fashion Showrooms“, wie sie in Mailand, Paris und London immer schon üblich waren.  Internationale Designer und Hersteller nahmen das Angebot begeistert auf. Heute werden in diesen rund 400 permanenten SHOWROOMS DÜSSELDORF 3000 Kollektionen der ca. 1000 weltbekannten Designer/Hersteller/ Agenten gezeigt und vorgeführt. Auf Initiative von Gerry Weber entstanden mit „Halle 29“ (jetzt um „Halle 30“ erweitert) weitere attraktive Showrooms als Service und Ordercenter.

„Mode in Düsseldorf“ funktioniert also, sogar der Ableger der „Premium Exhibitions Berlin“ und jetzt erstmalig auch die „Supreme by munichfashion. company“ kommen nach Düsseldorf, da hier das Ordergeschäft läuft. Probleme hat allein die Igedo.

Eine im Auftrag des Landes NRW erstellte Studie (2004) signalisierte ein „Gefährdungspotenzial“ für die „Textil, Bekleidung, Leder“-Industrie in NRW. Daraufhin wurde ein Beratungsunternehmen mit der Erstellung einer weiteren
Studie zur Ermittlung der Problemlösung und Erarbeitung eines Konzeptes beauftragt (2006-9). Fernab von der Aussage der ersten Studie, wurde von den Autoren der Beratungsfirma der Bogen zum „Messe- und Modestandort Düsseldorf“ geschlagen. Die Studie kommt zu falschen Ergebnissen und Empfehlungen. So wird suggeriert, dass mit entsprechendem finanziellen und organisatorischem Aufwand eine Aktion „Alle in einem Boot“, die Zahl der Aussteller und Einkäufer erhöht werden könne. Vor allem die CPD-Messe werde profitieren. Diese allgemeine Aussage ist nur teilweise richtig. Ein erstes Ergebnis 2009 war die Gründung des Vereins: „Fashion Net Düsseldorf e.V.“. Dieser Verein
soll die Mittel von Land und Stadt aufnehmen und dann damit die vom Verein erarbeiteten Maßnahmen finanzieren. Aber: Von den sieben Gründungsmitgliedern kommen vier von der Stadt, der Messe Düsseldorf, der Igedo und dem mit der Igedo kooperierenden „Düsseldorf Fashion House“. Ausgewiesene Branchenexperten wie Designer, Einzelhändler und Agenten sind nicht involviert, und eingeschaltete Werbeagenturen bewiesen nicht das spezielle Know-how. Dennoch fühlt das „Netz“ sich autark und kompetent. Der Vereinsführung (Stadt und Igedo) schwebt die „Neuausrichtung des  Modestandortes“ vor und dazu soll ein „Projekt“ errichtet werden. Da die genauen Ideen und das Know-how fehlen, ist jetzt geplant, eine weitere Studie in Auftrag zu geben. Bereits im Herbst 2009 hatte die „Wirtschaftsförderung“ der Stadt eine Werbe-Agentur beauftragt. Diese entwickelte die Aktion „Voices of Fashion“. Es war eine lokale Veranstaltung, die hauptsächlich für die Disco- und Partyszene von Interesse war und hier entsprechend gefeiert wurde.

„Alle in einem Boot“ kann nur anlässlich gemeinsamer Auslandsauftritte einen Erfolg bringen. Gemeinsam mit dem Land und der Stadt und allen Akteuren könnten beispielsweise Roadshows, Broschüren, Flyer entwickelt werden, welche die gesamte Palette der Modestadt Düsseldorf beleuchten. In Düsseldorf selbst können nur die im Top Fashion-Bereich tätigen Labels der SHOWROOMS DÜSSELDORF Community anlässlich von Modeschauen und/oder Galas die internationalen Medien anlocken. „Gemeinsam“ mit den Ausstellern der CPD werden diese Designer sich nicht zur Verfügung stellen.
Zur Bestreitung solcher Vorhaben sind außerdem die finanziellen Mittel, die jetzt von Land und Stadt angedacht sind, nicht ausreichend. Es müssen deshalb industrielle Sponsoren gewonnen werden. Diese werden ein konkretes und
nachvollziehbares, Erfolg versprechendes Konzept für unabdingbar halten. Von großer Bedeutung ist natürlich ein Name, und es liegt auf der Hand, dass CPD oder Igedo nicht mehr den Alleinvertretungsanspruch haben. Fashion Square hat deshalb einen ersten Schritt getan und als gemeinsame „Dachmarke“ den Namen „fwD fashion week düsseldorf“ eintragen lassen. Die verschiedenen Ausstellergruppen haben jetzt die Möglichkeit, sich – unabhängig vom Namen der eigenen Veranstaltung – unter dieses gemeinsame „Dach“ zu stellen. Mit diesem Namen steht Düsseldorf in einer Reihe mit den Modemetrolpolen der Welt, die ebenfalls ihre „Fashion Week“ haben. Statt einer Depression zeichnen sich für Düsseldorf eine Stärkung und ein Aufstieg ab. Allerdings sind dafür Schritte in die richtige Richtung notwendig.

Kommentare

One Response to “Modestandort Düsseldorf: Der Marketing Club diskutiert heute im NRW Forum über die DNA dieser Stadt – Hier kommt Hans Wiethoff, Fashion Square, zu Wort”

  1. Immo Schiller on Juli 12th, 2010 12:28

    Die Voices of Fashion, die jetzt zum zweiten Mal stattfindet, hat sich weiterentwickelt. Eines von vielen Beispielen ist fashion|shots. Mit diesem Event reiht sich der designertreff düsseldorf als größtes Netzwerk der Kreativen in der Landeshauptstadt in den Chor der Voices of Fashion ein: http://www.designertreff.net/designevents.html