Josef Bulva – Das Comeback, an das niemand glaubte

Juni 30, 2011 by  

Morgen Abend ist Josef Bulva zu Gast in der Tonhalle (Helmut Hentrich Saal). Er war der erste Pianist, der dort mit einem Orchester aufgetreten ist. Der gebürtige Tscheche war ein überaus erfolgreicher Pianist, gefeiert erst als „tschechisches Wunderkind“, das mit zwölf schon Liszt-Etüden spielte,  als „bester Chopin-Interpret weltweit“ (Spiegel) oder als „Pianist des wissenschaftlichen Zeitalters“, wie ihn der legendäre Joachim Kaiser, Musikkritiker der Süddeutschen, nannte.

Ich kenne Josef seit über 25 Jahren, wir sind Freunde, seit ich in München für eine Zeitung schrieb. Der Junggeselle aus Passion war damals an der Isar eine der Säulen der Society. Auf seinen Partys oder bei seinen Dinner-Einladungen traf man Julia von Siemens oder Regine Sixt ebenso wie den (jüngst verstorbenen) Medienmanager Josef von Ferenczy, Wirtschaftskapitäne und Künstler – und immer schöne Mädchen. Das Schwarzweiß-Foto links war das erste, das ich von ihm veröffentlichte.

Josef Bulva mußte in seinem Leben zwei schwere Schicksalschläge hinnehmen – einen Unfall mit einer Vielzahl von Knochenbrüchen und Spätfolgen und einen Sturz, der seine Karriere abrupt beendete. Im März 1996 stürzte er, zu Gast in seiner Heimat, auf eisglattem Boden in eine Scherbe und seine linke Hand nahm, wie es schien, irreparablen Schaden. Ein Pianist, der nicht mehr spielen kann – Josef brauchte lange, um diesen Schock zu verdauen.

In zahlreichen Operationen gelang es, die Funktionsfähigkeit der Hand halbwegs wieder herzustellen. Mit Besessenheit ging  der seit vielen Jahren als Investmentbanker in Monte Carlo lebende Künstler daran, die Hand zu trainieren, um – irgendwann – wieder Klavier spielen zu können. Seit einiger Zeit hören Freunde, die er anruft, als Begrüßung wieder seine fröhlichen Triller auf dem Piano als Erkennungszeichen.

Josef Bulva spielt seit zwei Jahren wieder – und er hat bereits einige Konzerte absolviert, die überaus positiv aufgenommen wurden. Die Welt hat ihm eine schöne Story gewidmet, es gab Beiträge der ARD und ihrer Regionalsender und die Rheinische Post begrüßt ihn heute erfreulicherweise mit einem halbseitigen Interview. Der Künstler, Preisträger des Steinway-Titels „Pianist unter den Pianisten“,  kommt mit seinem eigenen Steinway Piano nach Düsseldorf, einer Sonderanfertigung. Es gibt eben Dinge, auf die dieser Mann Wert legt. Auf Computer, Handy, ja, sogar auf einen Anrufbeantworter verzichtet er konsequent. Technik auf vier Rädern war dagegen immer Objekt der Begierde, er fuhr eine Reihe von Mercedes-Modellen, Rolls Royce und Maseratis, aktuell den Jaguar-Sportwagen.

Auf sein morgiges Konzert darf man mehr als gespannt sein, es ist ausverkauft. Das nächste Konzert in NRW findet in der Stadthalle Bielefeld statt, am kommenden Dienstag.

In der Tonhalle stehen morgen auf dem Programm: Beethoven: Klaviersonate Es-Dur op. 27/1 („Sonata quasi una fantasia“), Sonate C-Dur op. 53 („Waldstein-Sonate“) und Chopin: Polonaise fis-Moll op. 44, Scherzo Nr. 3 cis-Moll op. 39, Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52, Andante spianato et Grande Polonaise brillante Es-Dur op. 22.

Hier Pressestimmen:

Augsburger Allgemeine : Ein Meister ist zurück

Hamburger Abendblatt: Der Pianist

Berliner Zeitung:  Die schöne Pranke

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