Good Hair Days

Juni 8, 2012 by  

 

Es ist mal wieder soweit und meine Haare können einen Farb-Flash vertragen.

Der Sommer steht vor der Tür, Stadtgarten-Paradiese warten auf mich und meine Mähne schreit nach einem „strahlenden, natürlichen Beach-Blond“.

 

Früher wollte ich immer unendlich gerne Locken haben. So kleine wilde Surferkringel. Ich habe meine Haare mit Dauerwellflüssigkeit zum „kringeln“ gezwungen, doch all das sah dann eher lächerlich aus und hatte weder was mit dem sportlichen Surferlook noch was mit der „Flashdance“ Frisur von Jennifer Beals  zu tun. Diese Königspudelfrisur in lang hielt bei mir zum Glück nicht wirklich gut. Meine Haare waren trotziger als jede Chemie und aus den Locken wurden dann schnell nur Wellen.

 

Als bekennender Farrah Fawcett und „3 Engel für Charly“-Fan nahm ich diese Wellen sofort zum Anlass, mir einen Stufenschnitt verpassen zu lassen. Eine kurze Zeit in meinem Leben – so zwischen 20 und 25 – sah ich nun abwechselnd aus wie Engel Farrah oder Agnetha von Abba. Ich hantierte also täglich mit Elektrowicklern und verbrachte richtig viel Zeit mit meinen Rundbürsten.

Diese Zeiten sind nun endlich vorbei und das waren auch wirklich meine zwei einzigen Gehversuche im Bereich haarige Trends, denn heute bin ich weit weg von all diesen lockigen Modeerscheinungen und recht zufrieden mit meinen glatten und unkomplizierten Haaren. Ich verfolge keinen Trend mehr und bin einfach mal ich! Cameron Diaz bis Sarah Connor, sie alle sollen machen was sie wollen, lang, kurz, blond, schwarz. Meine Haare sind nun immer gleich. Nicht, weil ich langweilig bin, sondern weil ich meinen Typ gefunden habe – zumindest was meine Haare betrifft.

Ich will mich gar nicht mehr beschweren oder meine Haare zum locken zwingen, denn bei der Vergabe der Haare habe ich damals ganz klar fünf mal „hier“ gerufen und bin erhört worden (bei der Beinlänge hat’s dann nicht so gut geklappt).

 

Ich habe keine Extentions (Haarverlängerung) wie viele immer denken – alles wirklich meins, bis auf eins und das ist leider nicht echt: Meine Haarfarbe!

 

Von Natur aus habe ich eher die Farbe von einem „Straßenköter“ und dafür gibt es keine genaue Bezeichnung. Also müssen blonde Strähnen her und am besten gleich in zwei verschieden Farben. Der Friseur meines Vertrauens wirbt mit dem Slogan „Wir können blond“ und das beweisen sie mir wirklich immer wieder aufs Neue. Kennen Sie eigentlich die Macht Ihrer Haare? Wissen Sie eigentlich, wie wichtig die Haarfarbe ist, um eine perfekte Ausstrahlung zu haben, sexy zu wirken und sich sexy zu fühlen – und es dann auch zu sein? Der natürlicher Blond-Anteil in meinem Haar ist sehr überschaubar und wussten Sie, dass in Deutschland nur acht Prozent aller Frauen wirklich „blond“ zur Welt kommen? Das beruhigt mich dann doch wieder, auch wenn man es kaum glauben kann, denn das Straßenbild hier in Düsseldorf sieht anders aus.

 

Düsseldorf ist „der blonde Schummelmeister“ in Deutschland. Nun weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Blond nicht Blond ist und keine von uns möchte nach dem Schummeln grün, orange  oder gelb aussehen. Ich kenne Fälle der „Selbstverstümmelung“ mit anschließendem Haarbruch. Meine Freundin aus Hamburg hat nun nur noch dünne, verbrannt wirkende Fransen auf dem Kopf – mit leichtem Gelbstich versteht sich. Davon geht die Welt nicht unter, das wissen wir alle.

Schön jedoch sieht es trotzdem nicht aus und „haben“ wollen wir das erst recht nicht.

Ein guter Friseur ist also so ziemlich die wichtigste Adresse und so eine Adresse habe ich. Meine Anlaufstelle ist die „Altstadt Lounge“ und was sich im ersten Moment anhört wie ein Treffpunkt zu einen „After Work Drink“ ist für mich mein Platz mit anschließender „Good Hair Days“ Garantie.

 

Mit aktuellen Bildern von Claudia Schiffer und Jennifer Aniston mache ich mich auf dem Weg zu meinem neuen „Sommerblond“. „Wie von der Sonne geküsst“ will ich aussehen, denn das typische Malibu Beachblond ist optisch „State of the Art“. Ja, auch ich gehöre zu den nervigen Kunden die mit Fotos beim Friseur erscheinen und wissen Sie was? Bei meinem Friseur darf man das!

 

Ich mache es mir gemütlich, breite alle meine Bilder aus und erkläre voller Vorfreude der geduldigen Saskia „so wie bei Claudia – nicht ganz, aber so fast – und etwas von der Farbe von Jennifer, aber etwas mehr beige!“. Voller Erwartung beobachte ich Saskia im Spiegel. „Naja , Angela – eigentlich wie immer?“. Sie räumt alle mitgebrachten Vorlagen zur Seite und legt mir einen Stapel der aktuellen Zeitschriften hin. Daneben platziert Marie den besten Cappuccino der Stadt und zwei frisch aus dem Ofen kommende Croissants – Schokocroissants versteht sich.

 

Während Strähne für Strähne bearbeitet wird, beobachte ich den Fahrstuhl. Auch ein riesiger Vorteil, Frau sitzt nicht als Werbeobjekt auf dem Präsentierteller des Haardesigners. In der ersten Etage bin ich sicher vor vorbeieilenden Passanten, denn mit der vielen Watte und Farbe auf dem Kopf ähnle ich so langsam einem lustigen Alien. Saskia strähnt und strähnt und ich werfe einen Blick in die „Men`s Health“ – dafür lege ich gerne mal meine „InStyle“ zu Seite. Cover Story: „SEX: Wie Sie jede Frau auf „Lust“ programmieren!“. Das will ich doch mal wissen, was Männer so denken und schlage gezielt die Titelgeschichte auf. So liebe Frauen, falls Sie nun denken diese Geschichte hat eine Frau geschrieben um den wissbegierigen „Men`s Health“ Lesern zu beschreiben, was wir Frauen uns so wünschen und worauf wir besonders stehen,dann muss ich Sie enttäuschen. Der Autor ist ein Mann. Das macht mich neugierig. Ein Man, der anderen Männern nun erklären will wie und wo „FRAU funktioniert“?! Natürlich lese ich am liebsten beim Friseur genau solche Zeitungen und genau diese Themen. Mein Ex Lover würde mich jetzt für absolut oberflächlich halten und meine Kolumne versteht er eh nicht – aber vermutlich hat er mich eh nie verstanden, denn hier geht es einfach nur mal um Spaß – und Spaß verbreitet gute Laune.

 

Gut gelaunte Frauen sind einfach glücklich und erfolgreich, in jeder Beziehung 😉

„Im Zeitalter der Technik  braucht es auch eine detaillierte Bedienungsanleitung für das heißeste Gerät, das auf Erden wandelt, die Frau..“ – jetzt wird es spannend denke ich und vom Entfernen der Verpackung bis hin zu „Features und Funktionen“ erfahre ich alles. Nicht schlecht, was dieser Andreas da so schreibt denke ich, auch wenn es als Technik Guide verpackt ist. Andreas  hat es erkannt (Kompliment!)

und so werden Männer es auch gerne lesen – hoffe ich.

 

Der Watteberg auf meinem Kopf wird immer größer und als ich gerade zum Finale der Geschichte komme, stürmt auch schon eine ziemlich aufgewühlte Frau in den Salon. Das was sie auf dem Kopf trägt ist mit Sicherheit nicht der neuste Styling Trend Juni 2012 und das was ich sehe kenne ich nur zu gut. Das totale Kopfchaos. Drei total verhaspelte Rundbürsten die sich ziemlich energisch entschieden haben, diese Haare nicht mehr zu verlassen. Das Glas Prosecco stürzt die verzweifelte Rundbürtsenträgerin hastig runter, es zeigt jedoch keine beruhigende Wirkung.

„Ich wollte doch nur….“, höre ich sie weinen. Gleich zwei Haarstylisten machen sich ans Werk. „Oh weh, ob das gut geht?“, denke ich, als eine von ihnen zur Schere greift. Mitleidig beobachte ich die Situation und tatsächlich muss eine Bürste raus geschnitten werden. Wieder geht der Fahrstuhl auf und acht Leute plus Kleinkind steigen aus. Kurz überlege ich, ob es wirklich sein kann, dass so viele Menschen in diesen Fahrstuhl passen und, ob es sich vielleicht um einen Zwischenstop der Stadtrundfahrt handelt, denn schließlich sind wir hier in unmittelbarer Nähe zur Kö.

 

Neugierig beobachte ich die Situation und komme mir wie in einem Theater vor und während 8 ½ Personen für ein Chaos sorgen, bekommt die Rundbürstenträgerin, zwangsweise ihren ersten schulterlangen Stufenschnitt und gekonnt fährt die Schere durch die dicken Locken. „Locken..“, denke ich sehnsüchtig, während neben mir ein weiterer fetter Kringel zu Boden fällt. Die Chaostruppe mit Reisegruppencharakter entpuppt sich unterdessen zu einem „Mein erster Haarschnitt“-Event mit Termin für ein circa 12 Monate altes Mädchen, das mit viel Glück irgendwann mal auf den Namen Franzi hören wird. Papa, Mama, zwei mal Großeltern begleitet von zwei Freundinnen positionierten sich um die kleine Pausbacke und die Großeltern klatschen begeistert, als die erste Strähne fällt. Die Freundinnen raffen die kaum sichtbaren Haare vom Boden zusammen, um diese dann in einem rosa Umschlag, zur ewigen Aufbewahrung zu verstauen.

 

Ein stolzer Papa hält der rosa Prinzessin nun sein iPhone direkt vor das Gesicht und alle rufen abwechselnd „FRANZI, guck hierher!“ und „Wie lacht die Franzi?“. Franzi aber lacht nicht. Sie zieht es vor zu heulen und war so weit von Freude entfernt, wie ich grad von einer Hochzeitsreise. Ach, ich hatte ja bereits erwähnt, dass Franzi erst ein Jahr alt ist und kann mir jemand erklären, warum dem armen Kind diese kaum sichtbaren Haare auch noch geschnitten werden müssen? Franzi war da ganz meiner Meinung und beruhigte sich gar nicht mehr. Das „Mein erster Haarschnitt“-Event nahm ein schnelles Ende, den Franzi lief beim Brüllen nun auch noch rot an.

Die Haarstylisten beendete das Chaos nun in 30 Sekunden und die brüllende Franzi wurde nun zum Fahrstuhl getragen und innerhalb von Sekunden war es wieder still in der Altstadt Lounge.

 

Der neue Stufenschnitt von dem Rundbürtsenunfall war auch fertig und geföhnt. Sie sah einfach umwerfend aus. Auch mein Mähne erstrahlt im leuchtenden Blond und wenn ich mich so im Spiegel betrachte ist es eine Blondmischung aus Claudia und Jennifer. Die vielen Strähnen und Watte auf meinem Kopf haben sich gelohnt. „Sommer Du kannst kommen“, denke ich und zufrieden stecke ich mir noch den Rest von meinem Schoko Croissant in den Mund. Plötzlich fällt mir noch die „Men´s Health“ ein. Vor lauter kleinen „haarigen Baustellen“ habe ich doch glatt vergessen das Finale von Andreas Artikel „Wie Sie jede Frau auf Lust programmieren“ zu lesen.

 

Ich überlege kurz und denke so bei mir „Andreas wird schon alles richtig zum Abschluss gebracht haben“ und ich lasse die Zeitung dann sicherheitshalber für die männlichen Kunden aufgeschlagen liegen.

 

Kurz denke ich an die kleine Franzi und frage mich, ob sie irgendwann mal gerne zum Friseur gehen wird, denn auch sie gehörte nicht zu den 8 Prozent der weiblichen Wesen, die blond zur Welt gekommen sind. Egal, kleine Franzi, für welche Haarfarbe Du Dich entscheiden wirst, nimm dich in acht vor Rundbürsten! 😉

 

Und was ich am Wochenende mache? Ich fliege nach Berlin zum Rosenball.

Alleine. Ich  trage meine glatten langen Haare offen und  dazu ein Kleid von Ella Singh. Der wohl schönste Ball im Jahr wartet auf mich und natürlich liebe Leser – davon werde ich nächste Woche berichten 😉

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