Patenkuh Zilli….

April 26, 2013 by  

 

Ich habe ein Patenkind, genauer gesagt eine Patenkuh. Ja, sie haben richtig gelesen,  eine Patenkuh. Vermutlich rätseln Sie jetzt, wie man an eine Patenkuh kommt, aber das ist ganz einfach:  Man hat Freunde, die in den Bergen wohnen, die dann traditionell heiraten, wie es liebevoller schon gar nicht mehr geht und die dann auch noch standesgemäß eine Kuh, oder besser gesagt ein Kalb zur Hochzeit bekommen. Als Stadtkind fällt man vor Entzücken vor dem Kalb auf die Knie, will es streicheln und drücken und den ganzen Abend nur noch mit diesem vierbeinigen Geschenk spielen, vergisst alle potenziellen Junggesellen um einen herum und hat nur noch Herz und Augen für dieses Kalb und zu guter Letzt verzichtet man auf den Hochzeitstanz und schleicht sich zum Kalb und führt es heimlich an einer Leine im Kreis spazieren. Zum Entzücken aller Einheimischen verwechselt man dieses Kalb mit einem kuschligen Haustier, streichelt und umarmt es ständig und kann sich von den großen braunen Augen nicht mehr trennen.

Wenn diese Faktoren zusammen kommen, hat man gute Chancen als Patentante eingesetzt zu werden.

Und genau so war das bei mir. Es war Liebe auf den ersten Blick – zumindest in meinem Herz, denn ich glaube, meine Patenkuh hat gar keiner gefragt. Es blieb ihr gar keine Wahl. Ich kam in ihr Leben, was ehrlich gesagt, ihr Leben unwesentlich beeinflusste. Mein Patenkind heisst „Zilli“ und wohnt in Going. Zilli heisst sie, weil sie aus dem Zillertal kommt und ich finde der Name passt zu ihr. Meine Zilli habe ich versucht zu zähmen und bin kläglich daran gescheitert.  Ja, ich gebe zu, ich hatte den Gedanken, Zilli in den Fahrstuhl zu ziehen (leicht schräg reingestellt hätte ich sie bestimmt reinbekommen) und in meinem Hotelzimmer neben dem Bett schlafen zu lassen.  Zum Saufen hätte ich ihr die Badewanne mit wunderbarem Kaiserwasser volllaufen lassen und zum Luftschnappen könnte sie ja auf den Balkon gehen – mit Kaiserblick versteht sich.

 

So hätten Zilli und ich uns gut vertraut machen können und ich stellte mir so vor, dass dies der Anfang einer wunderbaren Patenschaft sein könnte. Den Gedanken habe ich nur ungern verworfen, aber Zilli war gar nicht stubenrein. Sie gab weder ein Zeichen, dass sie mal muss wie ein Hund, noch konnte sie ein Katzenklo benutzen. Zilli ließ fallen, was fallen wollte … wann und wo immer sie auch stand. Das erschwerte mir enorm eine gute Patentante zu sein und sie mal mit ins Zimmer zu nehmen. Zilli konnte mich also nicht besuchen, dann besuche ich halt sie. Ich habe sie stundenlang beim Namen gerufen, hochgeguckt hat sie eher selten. Sie ist ja auch stark beschäftig mit „nichts tun“ und meine Patenkuh macht das besonders gut und wenn sie doch mal zu mir guckt, während ich ihr mit Händen und Füßen Zeichen gebe, dann habe ich das Gefühl, sie freut sich über meinen Besuch.

 

Der Kuhstall ist mein zweites Zuhause und mit großer Freude sehe ich, wie Kühe nebeneinander stehen ohne zu „zicken“. Das wär doch bei uns Frauen gar nicht möglich. Stellen sie sich mal vor, wir müssten Tag und Nacht neben anderen Frauen stehen oder liegen, uns einen Kerl teilen und sollten dabei auch noch glücklich sein. In Zillis Stall geht das. Viele Kühe nebeneinander und nur ein Kerl, der für alle da ist und sie hegt und pflegt.  Stefan ist der Mann, der genau weiß, was jede einzelne Kuh gerne mag. Er kennt jede genau und natürlich alle Namen. Stefan ist mein „Mann für alle Kuhfragen“ und eins können sie glauben, Fragen habe ich schon viele gehabt. Ich liebe Kühe und wenn sie mal intensiv und  genau in diese großen schönen Gesichter sehen, dann werden sie mich vielleicht verstehen. Ich bin in Berlin groß geworden und wie Sie wissen, stehen da die Kühe nicht so in Mengen rum wie in den Bergen. Auch wenn der Ku’damm in Berlin die bekannteste Straße Berlins  ist, wurde sie nicht, wie irrtümlich oft geglaubt, wegen der nicht vorhandenen Kühen so benannt, sondern es steht leider doch nur für „Kurfürstendamm“.

Kühe sind also eher selten in Berlin und vielleicht erklärt das ja auch, warum diese Tiere mich so faszinieren. Stefan ist auch nicht der „Kuhwärter“, wie blöderweise von mir anfänglich gedacht, Stefan ist der Melker. Es gibt Zoowärter und Löwenbändiger, aber keine Kuhwärter. So also lerne ich alles über Kühe und Stefan ist einfach der perfekte Kuhlehrer und auch, wenn meine Patenkuh niemals neben meinem Hotelbett geschlafen, aus der Badewanne getrunken oder Gassi auf dem Balkon war, so haben wir uns angenähert und ab und zu guckt sie doch hoch, wenn ich sie besuche.

 

Sollten Sie mal in Going sein, besuchen Sie mein Patenkind und mit viel Glück und ehrlicher Begeisterung haben Sie vielleicht die Chance, auch mal Patentante von einem Fleckvieh zu werden.

 

Für mich ist Zillis Zuhause ein Platz der Ruhe, der Ehrlichkeit und Zufriedenheit geworden und nirgends auf der Welt ist es friedlicher. Und auch, wenn meine Haare nicht gerade nach Vanille duften, wenn ich von Zilli komme, so weiß ich eines genau: Nicht immer nur Reden von den Dingen, die Sie mal tun wollen. Irgendwann mal, machen Sie das, was Sie glücklich macht – egal was es ist und zwar jetzt. Für mich ist es ein Besuch bei Zilli!

 

Wochenende in Düsseldorf?

Schlagermove Bootparty am Samstag 27.04.13 um 20 Uhr Düsseldorfer KD Anlegestelle

 

Kommentare