Ex-WAZ-Chefredakteur mit Online-Zeitung im Strudel

Juni 5, 2007 by  

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Ich liebe das Blättern in ihnen, das Haptische, das Knistern, ich liebe Zeitungen. Sie wählen Nachrichten aus, bewerten und kommentieren sie und bereiten alles wunderbar auf in so genannten „Büchern“ (Politik, Wirtschaftsteil, Lokales, Feuilleton etc.) Ich schätze es allerdings mittlerweile auch, News online zu konsumieren, was gewiss die Zukunft ist. Deshalb gehen Verlage online, bieten ihre Artikel dort der community an und akquirieren Werbung dazu. Wie man jedoch die herkömmliche Zeitung mit der Online-Welt erfolglos verknüpft, bewies Uwe Knüpfer, ehemaliger Chefredakteur der größten deutschen Regionalzeitung WAZ, als er das Projekt „onruhr“ startete. Ich schrieb zum Start seiner Internet-Zeitung im November letzten Jahres das hier:

Uwe Knüpfer war einige Jahre Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung – angetreten als Tiger, gelandet als Bettvorleger. Den Dampfer WAZ, Deutschlands größte Regionalzeitung, wollte er zum Schnellboot machen. Weil das nicht gelang, heißt der WAZ-Chefredakteur jetzt Ulrich Reitz und Uwe Knüpfer macht ihm nun trotzig Konkurrenz – im Internet. on ruhr heißt seine just gestartete Online-Tageszeitung. Es ist bedauerlich für seine weitere Entwicklung, dass er auch damit scheitern wird. Dafür hat er gleich in mehrfacher Hinsicht Vorsorge getroffen.

„journalist“, das deutsche Medienmagazin, schreibt nun: „Ambitioniertes Projekt in Schwierigkeiten“. Die Zahl der täglich veröffentlichten pdf-Seiten werde reduziert, Investoren und Anzeigenkunden würden gesucht. Laut „Frankfurter Rundschau“ werde auch an den Autoren, angeblich 85 Freie, gespart. Sie seien um Verständnis dafür gebeten worden, dass „in den nächsten Wochen vorerst keine Honorare gezahlt werden könnten.“ Warum ich im November 2006 ahnte, dass Knüpfer scheitern würde, können Sie HIER nachlesen.

Kommentare

3 Responses to “Ex-WAZ-Chefredakteur mit Online-Zeitung im Strudel”

  1. Tim Jansen on Juni 5th, 2007 18:47

    Schon allein wegen dieses PDF-Schwachsinns hat onruhr verdient zu sterben. Die Seite ist unbenutzbar. Das faengt damit an, dass beispielsweise das Scrollwheel auf den Inhaltsseiten nicht funktioniert oder man keine Artikel in Tabs oeffnen kann, und endet mit komischen Dingen wie zB dass man bei Anklicken eines Artikels (statt eines Links) zum Artikel gelangt.

    Wenn man sich eine Oberflaeche ausdenkt, die anders ist als ALLE ANDEREN, Millionen von Seiten im Netz, dann sollte man schon einen verdammt guten Grund dafuer haben. Haben sie aber nicht, sie haben eine fuer das Online-Lesen sogar besonders schlechte gebaut.

  2. Stefan Schauer on Juni 9th, 2007 09:58

    Was auch immer Ihre Antipathie gegenüber Uwe Knüpfer verursacht hat, begründet sie doch nicht, hier ein gut gemeintes Projekt in den Dreck zu ziehen. Bedauerlich, unter Kollegen solch einen Ton zu wählen. Wobei- Kollege stimmt ja gar nicht. Sie sind ja eher ein Möchtegernjournalist.

  3. osi on Juni 9th, 2007 22:14

    Lieber Stefan Schauer, ich hege keine Antipathie gegen Uwe Knüpfer, ich kenne ihn gar nicht persönlich. Ich messe Leute nur gerne an ihren Ankündigungen. So erinnere ich mich an vollmundige Erklärungen, wie er beabsichtige, die WAZ zu einer modernen Zeitung zu machen. Damit ist er bekanntlich gescheitert, war ja durchaus auch eine ambitionierte Aufgabenstellung. Und was onruhr betrifft: Das konnte mit diesem Ansatz nur in die Hose gehen. Ich gebe Tim Jansen mit seiner Einschätzung recht. Nach über 20 Jahren „Möchtegern-Journalismus“ kann ich diese Sachverhalte recht gut beurteilen.